Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1996) (1996)

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Inventar der Naturwerte in Balzers 
Wilfried Kaufmann 
Natur- und Umweltschutz werden zur 
zentralen Frage der Lebensqualität. 
Nachhaltiger Wohlstand, bleibendes 
Wohlbefinden können nur in natur 
nahen Lebens- und Wirtschaftsfor 
men gedeihen. Wir stehen an der Jahr 
lausendwende inmitten einschnei 
dender Veränderungen, angetrieben 
von einem tiefen gesellschaftlichen 
Unbehagen. 
Der tiefste Grund dieses Unbehagens 
liegt in der Naturferne der Massen. 
Der Normalmensch unserer Tage hat 
nicht mehr die Gnade, sich an der 
Quelle der Natur zu erfreuen. Zu sehr 
ist die Seele verschüttet vom unersätt 
lichen, manischen Konsum- und 
Sensationshunger eines sich selbst 
entfremdeten Menschentyps. Es ist, 
als ob Automaten ein Werbepro 
gramm abspulten, als ob wir unfähig 
wären, die Falschheit in Presse und 
Fernsehen zu erkennen. Das Geld, der 
Krimi, das Auto, die Karriere, die 
weltfremde Droge - sie regieren über 
die Bedürfnisse der nach Wahrheit 
dürstenden Seele. Wer kann noch in 
Demut die Wunder des Lebens er 
gründen, vor einer blühenden Wiese 
staunen, ergriffen sein von der Kraft 
der Schöpfung, sich geborgen fühlen 
in einem unermesslich weisen, gros 
sen Ganzen, Wurzeln schlagen im Ur- 
vertrauen, aus dem alle Lebenskraft, 
alle bleibende Freude entspringt? 
Der Kampf um unsere natürlichen 
Überreste ist ein Kampf für unsere 
Nachfahren. Aus Eigennutz haben wir 
in nur zwei Generationen fast alles 
Natürliche zerstört. Naturtrümmer 
überall, Krumen von Schlachtopfern 
einer Welt, die Gott durch Geld, Ka 
thedralen durch Warenhäuser ersetzt 
hat. Ein lebensfeindlicher, materiali 
stischer Zeitgeist hat uns blind, 
stumm und taub geschlagen für alles 
Lebendige, Wahrhaftige, Tiefe und 
Schöne. Nekrophilie, die Lust am 
Fiassen, Neiden, Zerstören, Verder 
ben und Töten haben die christlich 
begründete Biophilie, die solidarische Kohlbruck, Kohlezeichnung von 
Freude am Leben und die Liebe zu Anton Gstöhl 
allem Lebendigen zerschlagen. Wie 
arm sind wir geworden inmitten eines 
märchenhaften materiellen Reich 
tums! 
Aus diesem Unbehagen wenden wir 
uns an der Wegscheide zum dritten 
Jahrtausend wieder hin zum Verlore 
nen: zur Natur. Das Europäische
	        

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