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inzwischen auch noch bedeutend ge
wachsene Bevölkerung zu denken.
Wolle Gott, daß der Pfarrer, welcher zu
diesem Werke sich anschicken muß,
nicht mit solchen Schwierigkeiten zu
kämpfen habe, wie Joh. Josef Mähr!
So haben wir, geliebte Pfarrkinder, an
der Hand der Geschichte die Leiden
unserer Väter bei dem großen Brand
unglück von 1795 und in der nächstfol
genden Zeit an unserm Geiste vorüber
ziehen lassen. Nicht wahr, das waren
böse Tage? Und doch haben diese un
sere Voreltern, getragen von Vertrau
en an Gott, den Muth nicht sinken
laßen. Sie waren ein starkes, gläubiges
Geschlecht.
Wie beschämend muß ein solches Bei
spiel auf jene aus uns wirken, die bei
Unfällen, wie z.B. beim Hagelschlag
dieses Jahres, sich gleich niederwerfen
lassen und verzweifeln wollen! Das ist
nicht männlich, das ist nicht recht. Der
liebe Gott verläßt die Seinen nicht,
wenn er sie auch zuweilen mit der
Zuchtrute heimsucht. Man muß fest
an Gott sich halten, sich durchkämp
fen und durchringen; es folgt dann auf
die Sturmesnacht wieder heiterer Tag,
und da scheint die Sonne dem Auf
rechtstehenden viel lieblicher als dem
Niedergeworfenen.
Es legen uns aber die schweren Ver
hängnisse, unter welchen unsere Vor
eltern in jenen trüben Tagen seufzten,
gewiß auch nahe, Gott zu danken, daß
nun schon ein volles Jahrhundert hin
durch nichts ähnliches mehr über uns
gekommen ist, weder durch Brand
noch durch Kriegsnoth.
Das wollten wir durch diese Erin
nerungsfeier von Herzen thun; wir
haben deswegen auch diesen Tag dem
göttlichen Heilande im Sakramente
seiner Liebe besonders geweiht, und es
freut mich, daß die Anbetungsstunden
fleißig besucht wurden. Zu ihm, dem
Helfer in aller Noth und zu seiner
hochgebenedeiten Mutter und zu un
serm heiligen Kirchen- und Ge
meindepatron St. Nikolaus wollten
wir auch und wollen wir fernerhin die
flehentliche Bitte emporsenden, daß
auch in künftigen Tagen Gottes schüt
zende Hand über uns ausgebreitet
bleibe, Unglück und Elend, nament
lich durch Feuer, Krankheiten und
Krieg von uns fern gehalten werde.
Es hätte im Verlauf dieser hundert
Jahre wirklich wieder einmal ein ähn
liches Brandunglück der Gemeinde
gedroht, indem am 26. Januar 1840
bei stürmischem Föhn Feuer unweit
der Post ausbrach. Der fromme Pfar
rer Theuille schrieb die Rettung des
Dorfes einem besonderen göttlichen
Schutze zu und ließ einen feierlichen
Dankesgottesdienst abhalten.
Gefahren also in dieser Beziehung
sind nie ausgeschlossen, und müßen
uns wie zu weiser Vorsicht so auch zu
vertrauensvollem Aufblick zum Him
mel in kindlich frommem Gebete an
treiben.
Laßt uns nun diese ernste Erinne
rungsfeier schließen, indem wir uns
abermals vor dem im heiligsten Sakra
mente gegenwärtigen Heiland nieder
werfen, die Gedanken, welche uns zur
Abhaltung derselben veranlaßten, be
sonders Dank und Bitte, ihm zu Füßen
legen und mit innigem Vertrauen um
seinen Alles vermögenden Segen bit
ten. Amen.
Alles zur großem Ehre Gottes!
Brand Überstunden, so dass diese
Bauweise sich als einfachste Lö
sung anbot. Vergleicht man die heu
te stehenden Bauten mit der Karte
von J.F. Wolfinger aus dem Jahre
1796, sieht man, dass die abge
brannten Häuser weitgehend gleich
wieder aufgebaut wurden. 1815
zählten diese neuen Häuser in
Balzers zu den ordentlichsten im
Lande, und alle waren mit Ziegeln
gedeckt.
Noch heute gibt es einen sichtbaren
Überrest des damaligen Brandes,
den Kirchturm beim alten Friedhof.
(Auszug aus der Facharbeit
«Grossbrände in Balzers»)