Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1995) (1995)

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sen zu Fuß, zu Pferde und Wagen ins 
Dorf einmarschierten! 
Und wie stand es nun um die Kirche? 
Der Gottesdienst wurde, wie ihr ge 
hört habt, theils in St. Peter, theils in 
Maria-Hilf gehalten. Auch die Geistli 
chen scheinen vorzüglich in Mäls ge 
wohnt zu haben. Kapläne, um dies 
hier zu erwähnen, oder Frühmesser, 
wie sie damals in Balzers hießen, wa 
ren um diese Zeit: Johann Georg 
Frömmelt, hernach Johann Michael 
Mähr, wahrscheinlich Bruder des 
Pfarrers, später 1819 - 1822 selbst 
Pfarrer von Balzers, als welcher er 
hier starb; Johann Bernard Bischof, 
endlich Thomas Auer. 
Ihr habt auch vernommen, daß die 
arme Bevölkerung, anderwärts voll 
auf in Anspruch genommen, nicht an 
den Kirchenbau dachte. Und der Pfar 
rer? Dieser that allerdings das Men 
schenmögliche, um der vielgeprüften 
Herde wieder zu einem Gotteshause 
zu verhelfen. Doch lassen wir ihn wie 
der selbst sprechen: «Bei all dem 
unterließ ich nichts, daß man doch 
endlich an das Wiederaufbauen der 
Kirche denke. Ich schrieb nach Va 
duz, nach Feldkrich, Innsbruck, Wien 
und Chur. Antwort bekam ich keine, 
oder nur selten. 
Von Chur allerdings erhielt ich eine 
solche öfters und zwar in sehr wohl 
wollendem Sinne; aber von dort hing 
es eben nicht ab, die ganze Sache ins 
Werk zu setzen. Endlich wurde durch 
Vermittlung unseres erlauchten er 
sten Bischofs (Karl Rudolf von Buol- 
Schauenstein) welcher durch die gott 
lose Revolution gezwungen worden, 
Chur zu verlassen, und in Meran sei 
nen Sitz aufgeschlagen hatte, bewirkt, 
daß eine Kommission von Innsbruck 
hieher beordert wurde in der Person 
des Herrn Franz Baraga, Direktor des 
k.k. Bauamtes. Dieser mußte von al 
lem genaue Einsicht nehmen und der 
k.k. Regierung in Innsbruck einen er 
schöpfenden Bericht über alles erstat 
ten. Diese Kommißion waltete ihres 
Amtes im September 1802. 
Zu dieser Zeit wurde auch eine Be 
sprechung in Vaduz gehalten, zu wel 
cher der erste kaiserliche Beamte von 
Feldkirch, Edler v. Steiger, erschienen 
war, ferner die liechtensteinischen 
Beamten, die Vorsteherschaft hiesi 
ger Gemeinde und andere Abgeordne 
te derselben. Bei dieser Besprechung 
handelte es sich nur darum, ob die 
Gemeinde von sich aus das größere 
Bauholz zu Kirche, Pfarrhof und Stall 
mit Scheuer beitragen wolle, und es 
wurde ausgemacht, daß sie dieses tue. 
Uebrigens hatte dieselbe schon früher 
die Leistung von Frohndiensten zuge 
sagt. Doch auch jetzt fieng man noch 
nicht zu bauen an. Gegen Ende Febru 
ar 1804 reiste ich nun nach Innsbruck, 
um zu drängen und zu treiben, daß die 
Kirche doch endlich erbaut werde. 
Von Innsbruck zurückgekehrt, schrieb 
ich einige Zeit nachher an den Kaiser 
selbst. (Die Pfarrei war damals kaiser 
lichen Patronates. Das Pastronat 
knüpfte sich an die Gutenberger 
Schloßgüter und gieng darum am 28. 
September 1826 mit dem Ankäufe der 
selben seitens der Gemeinde an diese 
über.) 
Endlich am 4. November 1804 bekam 
ich von Herrn Regierungsrath v. 
Schmidt einen Brief, in welchem er 
mir mittheilte, daß der Wiederaufbau 
der genannten Gebäulichkeiten durch 
kaiserliches Dekret vom 28. Septem 
ber angeordnet worden sei, und die 
Baukosten, welche der Kaiser tragen 
wolle, in Feldkirch zu erheben seien. 
Schon vorher hatten die kaiserlichen 
Beamten von Feldkirch und die liech 
tensteinischen eine Zusammenkunft 
über die Vertheilung der Baukosten; 
aber sie wurden nicht einig und sind es 
jetzt noch nicht; nichtsdestoweniger 
wurde der Bau in Angriff genommen. 
Ich habe in dieser Angelegenheit ge 
schrieben und Reisen unternommen 
mehr als vierzigmal. Streitfragen gab 
es eine große Zahl: wer beitragen wol 
le, wer vielleicht dazu gezwungen wer 
den könne, wieviel Vermögen die 
Filialkirchen (St. Peter und Maria- 
Hilf), wie viel die Pfarrkirche selbst 
besitze. Endlich kam es noch in der 
Gemeinde selbst zum Streite in Be 
treff des Bauplatzes der Kirche: die 
einen wollten sie da, die andern dort 
und andere wieder an einem andern 
Orte haben. Doch wurde schließlich 
von der obersten Behörde, dem erha 
benen Patron selbst, der Platz be 
stimmt, und zwar derjenige, wo sie 
nun steht.» 
So war nun der Kirchenbau in Fluß 
gerathen und schritt, wenn auch lang 
sam, vorwärts. Pfarrer Mähr hatte 
nach fast unglaublichen Anstrengun- 
nur einen Tropfen auf den heissen 
Stein dar. 
Das Hofkanzleimanuskript vom 22. 
April 1796 brachte folgende Verord 
nung hinsichtlich der baupolizeili 
chen Massnahmen: 
a) die Häuser müssen weiter aus 
einander gesetzt, 
b) die Stallungen von den Wohn 
häusern abgesondert werden, 
c) jeder, der seine Brandstätte 
wieder aufbauen will, muss sein 
Gebäude mit einer Feuermauer 
gegen den stark wehenden Wind 
versichern. 
d) Statt der gefährlichen Schindel 
dächer sollen neu Ziegelplatten 
verwendet werden, auch obwohl 
sie sehr teuer waren. 
e) Die Böden unter dem Dach dür 
fen nicht mehr mit Holz oder Bret 
tern belegt werden, sondern müssen 
mit einem guten Estrich (d.h. einem 
Belag aus Lehm) überzogen werden. 
f) Die Häuser müssen so weit aus 
einander gebaut werden, dass die 
Gässchen dazwischen nicht ver 
engt und auch der Platz dazwischen 
nicht so versperrt werden kann, 
dass im Falle eines Feuers die 
Löscharbeiten und Hilfsaktionen 
behindert werden. 
Ausserdem war die Errichtung einer 
Ziegelhütte durch die Landesherr 
schaft vorgesehen, damit die benö 
tigten Dachziegel gleich an Ort und 
Stelle hergestellt werden könnten. 
Die einzige Ziegelhütte der Region 
stand nämlich in Nendeln. 
Die Balzner Hessen sich zwar von 
den Vorteilen einer solchen Bauwei 
se überzeugen, verwirklichen Hessen 
sich diese baupolizeilichen Vor 
schriften trotzdem nicht. Sie würde 
einfach zu teuer kommen. Auch 
drängte die Zeit: Die Ställe mussten 
so rasch als möglich aufgebaut wer 
den, da das Heu eingebracht werden 
musste. Der Bau der Ziegelhütte 
wurde auch abgelehnt, da man be 
fürchtete, dass sie Holz aus den 
Gemeindewaldungen erhalten wür 
de und dass die Balzner zu bleiben 
den Fronen, d.h. zu unentgeltlichen 
Arbeiten bei der Ziegelhütte ver 
pflichtet würden. In den folgenden 
Jahren wurden die früheren Häuser 
auf den gleichen Grundrissen wie 
der aufgebaut. Viele der dicken 
Steinmauern hatten den heftigen
	        

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