Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1995) (1995)

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Das Caravacakreuz 
Geschichte - Form - Kult 
Rita Vogt 
Anfang der 1960er Jahre hat Josef 
Foser, Elgagass 12, ehemals Haus 
Nr. 146, Balzers, in seinem Tend 
(Abb. 1) in ca. 50 cm Tiefe ein soge 
nanntes Caravacakreuz (Abb. 2 und 3) 
entdeckt, als er einen Teil des Lehm 
bodens abtrug, um den Niveauunter 
schied zum Stall auszugleichen. Das 
Kreuzchen hing dann lange Zeit im 
Stall von Josef Foser, bevor er cs im 
Herrgottswinkel seiner Stube an 
brachte. In den folgenden Ausführun 
gen soll es nun - neben einer kurzen 
Einleitung zum Aufkommen des 
Kreuzkultes sowie allgemeinen Be 
merkungen zum Caravacakreuz - ge 
nauer betrachtet werden. 
Der 28. Oktober 312 brachte für Kon 
stantin den Grossen an der Milvi- 
schen Brücke den Sieg über Maxen 
tius, einen seiner Widersacher in den 
Auseinandersetzungen um die Vor 
herrschaft im Römischen Reich, und 
entschied zugleich den Kampf zwi 
schen Heidentum und Christentum 
zugunsten der neuen Lehre. Durch 
Eusebius (gest. um 339/340), Histori 
ker und altkirchlicher Theologe, ist 
uns überliefert, dass Kaiser Konstan 
tin unmittelbar nach der Schlacht sei 
ne Bildsäule «mit der langen Lanze in 
Kreuzform» in der Hand errichten 
liess, deren Inschrift lautete: «Durch 
dies Zeichen des Heils ... habe ich eure 
Stadt... errettet.» Diese Ereignisse be 
deuteten die Geburtsstunde des 
Kreuzkultes. 
Das Kreuz entwickelte sich zum 
massgeblichen Symbol der christli 
chen Kirche und ihrer Weltanschau 
ung. Als solches geriet es im Zusam 
menhang mit der dämonistischen 
Erklärung zahlreicher Lebenser 
scheinungen auch in den Bannkreis 
magischer Vorstellungen und wurde 
zum wirksamsten und weit verbreite 
ten Schutzzeichen und Amulett, des 
sen Geschichte eine reiche Entfaltung 
abergläubischen Brauchtums auf 
weist. Wenn auch das Kreuz mit reli 
giös-magischer Bedeutung schon in 
vorchristlicher Zeit und in ausser- 
christlichen Religionen bekannt ist, so 
gewinnt es seine überragende und 
umfassende Geltung doch erst mit der 
Anknüpfung an das Sinnbild des To 
des Christi. Es hat die Fülle anderer 
überlieferter Schutz- und Sicherungs 
zeichen zwar nicht verdrängt, aber 
immerhin in die zweite Linie zurück 
gewiesen. In einer Welt, von der man 
glaubte, dass sie durch den Teufel und 
die bösen Geister unsicher gemacht 
werde, galt das Symbol des Kreuzes 
von seinen vorchristlichen Anfängen 
an auch immer - und in zunehmendem 
Masse - als magisch wirksames Mittel; 
selbst heute verbinden noch viele 
Menschen einen unheilabwendenden 
Sinn mit diesem einfachen, aber 
gedankenschweren Zeichen. 
Abb. 1: 
Wohnhaus Elgagass 12, ehemals 
Haus Nr. 146, Balzers, mit Stall und 
Tend.
	        

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