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Schwestern in den letzten Jahrzehn
ten ihre Filialen in Liechtenstein
schliessen, die letzte in Balzers im
Jahre 1993. Graham Martin stellt in
seinem bereits erwähnten Werk fest,
dass die Ordensschwestern «mehr als
ein Jahrhundert lang ein unentbehrli
ches Element im öffentlichen Bil
dungswesen des Fürstentums» dar
stellten. Derselbe Autor führt an, dass
das Fürstentum Liechtenstein gros
sen Nutzen aus den selbstlosen Dien
sten vieler Ordensschwestern zog, die
lange nach dem normalen Pensionsal
ter ihre pädagogische Tätigkeit fort
gesetzt hätten. Liechtenstein könne
sich glücklich schätzen, dass es so
lange von den pädagogischen Dien
sten so vieler Ordensschwestern pro
fitieren konnte.
Diese Feststellungen gelten uneinge
schränkt für die verdienstvolle Tätig
keit der Schwestern, im Volksmund
genannt «Klosterfrauen», in Balzers.
Mit dem Engagement ihrer ganzen
Person, mit ihrer Zuneigung zu den
Kindern, mit ihrer jahrzehntelangen
Tätigkeit (Schwester Zita 52 Jahre,
Schwester Maria Ehrenfrieda 49 Jah
re, Schwester Marcia 45 Jahre) bilde
ten sie über Generationen von Schüle
rinnen und Schülern einen wesentli
chen Teil der Lehrerschaft an den
Balzner Schulen und Kindergärten.
Darüberhinaus war gerade das Enga
gement im kirchlichen Leben ausge
prägt und eindrücklich, besonders
auch nach dem Ausscheiden aus dem
Schuldienst, als sie im Dienste der
Pfarrei weiterhin wertvolle Aufgaben
übernahmen.
Es soll auch Dank an alle Barmherzi
gen Schwestern bedeuten, die in
Balzers tätig waren, und auch an das
Mutterhaus in Zams, wenn dieser Bei
trag in der ersten Ausgabe der
«Balzner Neujahrsblätter» erscheint.
Denn das Wirken der Schulschwe
stern an den Balzner Schulen hat viele
Jahrzehnte und über Generationen
Balznerinnen und Balzner und damit
das ganze Dorf mitgeprägt.
Balzers wird aus diesem Grunde dem
Orden der Barmherzigen Schwestern
und ihren in Balzers tätigen Mitglie
dern immer in Dankbarkeit verbun
den sein. Verbindung zum Orden be
steht heute auch durch die Tatsache,
dass Schwester Rebecca (Norma
Frick), unsere Balzner Mitbürgerin,
Mitglied des Ordens und für ihn heute
in Peru tätig ist.
Nachdem ich in der Nachbarschaft
der im Alten Schulhaus wohnenden
Schwestern aufgewachsen bin, hatte
meine Familie enge Verbindungen zu
den Schwestern. Und wie ich haben
viele von uns zahlreiche Erinnerun
gen, nicht nur an die Schule, sondern
auch an viele Begegnungen ausser
halb des Schulzimmers, beim Garten,
auf dem Weg zur Kirche, die die
Schwestern täglich mehrmals zum
Gebet oder, um den Blumenschmuck
zu pflegen, besuchten.
Die folgenden Ausschnitte aus einem
Gespräch, das Anton Gstöhl, Theobald
Büchel und der Schreibende am 28.
Mai 1994 im Kloster Zams mit Schwe
ster Marzia Meier führten, an dem
auch Schwester Maria Ehrenfrieda
teilnahm, sollen die segensreiche Tä
tigkeit der Schwestern in der Schule,
aber auch ihr Leben in unserem Dorf,
das ihnen zur zweiten Heimat gewor
den ist, dokumentieren und würdigen.
Aus dem zweistündigen Gespräch Er
innerungen von Schwester Marzia zi
tiert, die, wie wir glauben, einige
Aspekte des Einsatzes der Zamser
Schwestern in Balzers auf sehr per
sönliche und zum Teil auch heitere Art
beleuchten. Sicher wecken sie auch in
vielen Balznerinnen und Balznern Er
innerungen an diese Zeit.
Verwendete Literatur:
Martin, Graham, Das Bildungswesen des
Fürstentums Liechtenstein, Zürich: Sähe;
Aarau/Frankfurt; Sauerländer 1984
Büchel, Franz, Geschichte der Pfarrei
Balzers, FIrsg. Gemeinde Balzers, 1982
Kind, Josef / Meier, Vera, 100 Jahre Kin
dergarten in Balzers, FIrsg. Gemeinde
Balzers, 1988