Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1995) (1995)

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Die Zamser 
Klosterfrauen 
in Balzers 
Hans Brunhart 
Bis vor wenigen Jahren war es ein 
prägendes Merkmal des liechtenstei 
nischen Schulwesens, dass Lehr 
schwestern verschiedener Orden dar 
in tätig waren. An der Primarschule 
und an den Kindergärten in Balzers 
waren es dabei Barmherzige Schwe 
stern aus dem Mutterhaus in Zams / 
Tirol, die seit 1869 bis 1993 einen 
wesentlichen Teil der erzieherischen 
Arbeit geleistet haben. Graham Mar 
tin hat in seinem 1984 erschienenen 
und für das liechtensteinische Bil 
dungswesen grundlegenden Werk 
«Das Bildungswesen des Fürstentums 
Liechtenstein» der Gemeinde Balzers 
ein «besonders inniges Verhältnis zu 
ihrer Niederlassung von Zamser 
Schwestern» attestiert. In Balzers wa 
ren die beiden letzten Primarleh- 
rerinnen wie auch die letzte Kinder 
gärtnerin aus diesem Orden in Liech 
tenstein tätig, und Balzers war die 
einzige Gemeinde, die für die Nieder 
lassung der Barmherzigen Schwe 
stern im Jahre 1964 ein eigenes Haus 
errichtete. 
Begonnen hatte der Einsatz der 
Lehrschwestern in Liechtenstein je 
doch in Vaduz im Jahre 1846. Anlass 
war die Stiftung eines Geldbetrages 
durch Frau Theresia Rheinberger mit 
dem Ziel, den Unterricht für Mädchen 
zu verbessern. Dafür suchte man 
Lehrschwestern und fand sie in Zams. 
Das Schulgesetz von 1859 nahm in 
einem eigenen Artikel Bezug auf die 
sogenannten «Schwester-Schulen», 
was darauf hinweist, dass die von den 
Schwestern geleiteten Mädchenklas 
sen noch nicht völlig im Schulsystem 
integriert waren. In den späteren Jah 
ren nahmen die Barmherzigen 
Schwestern aus Zams auch in ande 
ren Gemeinden, in Schaan, in Trie- 
senberg, in Eschen, Triesen, Planken, 
in Mauren, Ruggell und, wie erwähnt, 
im Jahre 1869 in Balzers ihren Dienst 
auf. 
In grösseren Gemeinden mit minde 
stens dreigliedrigem Lehrkörper über 
nahm eine Lehrschwester gewöhn 
lich die Unterklasse, eine andere die 
Mädchenoberklasse und eine männli 
che Lehrkraft die Knabenoberklasse. 
Auch die Fortbildungsschule für 
Mädchen wurde, wenn möglich, von 
einer Schwester unterrichtet. 
In den späteren Jahren kamen die 
ersten Kindergärtnerinnen aus Zams 
nach Liechtentein, so Schwester Za- 
charia nach Balzers, wo sie im Jahre 
1887 den neugegründeten Kindergar 
ten übernahm. In unserem Jahrhun 
dert kamen auch einige Arbeits 
lehrerinnen aus dem Kloster in Tirol. 
In der ersten Hälfte dieses Jahrhun 
derts stand eine erhebliche Anzahl 
von Schwestern im Schuldienst, dies 
nicht nur aus dem Orden der Barm 
herzigen Schwestern, sondern auch 
von den in Schaan und Schellenberg 
niedergelassenen Klöstern. Wie ande 
re Orden mussten die Barmherzigen 
Sr. Maria Ehrenfrieda und Sr. Marzia 
im Gespräch, 28. Mai 1994, Kloster 
Zams
	        

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