Volltext: Das liechtensteinische Datenschutzrecht im Lichte der europischen Datenschutz-Grundverordnung

personenbezogenen Daten enthalten; ebenso bleibt die bis dahin ergangene Rsp des Bundes- 
gerichts in Bezug auf den Datenschutz relevant.?? Dem Wortlaut der Grundrechtsbestim- 
mung zufolge wird jede Person , vor Missbrauch ihrer persónlichen Daten* geschützt. Diese 
Formulierung gilt nach der hL als misslungen.?^^ Dieser Ansicht ist mE zu folgen: Es ist zwar 
nicht von der Hand zu weisen, dass Grundrechtsnormen in Verfassungen tendenziell eher la- 
pidar formuliert sind; allerdings ist der Gesetzgeber im gegenstándlichen Fall über das Ziel 
hinausgeschossen, da der Wortlaut suggeriert, dass der Umfang des Grundrechts auf Daten- 
schutz auf einen Teilaspekt reduziert ist: Wichtige Aspekte des Grundrechts, wie zB ein 
grundsátzliches Datenverarbeitungsverbot oder ein Auskunftsrecht werden durch diese Vor- 
schrift außer Acht gelassen. 
Allerdings wird Art 13 Abs 2 BV durch die hL und die bundesgerichtliche Rsp sehr weit 
ausgelegt: Aus dieser Bestimmung lasse sich nicht nur ein Schutz vor Missbrauch persönlicher 
Daten, sondern ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung ableiten, woraus wiederum 
auf einen grundsätzlichen Schutz des Betroffenen vor jeglicher Verarbeitung personenbezo- 
gener Daten zu schließen sei.*° Insb lehnen sich Lehre und Judikatur dabei an die Rsp des 
deutschen BVerfG an, welches das Recht auf informationelle Selbstbestimmung schon Mitte 
der 1980er Jahre anerkannt hat." Nach Ansicht eines Teils der schweizerischen Lehre ist 
diese Interpretation des Art 13 Abs 2 BV zu extensiv und mit dem schweizerischen Grund- 
rechtsverstándnis nicht vereinbar, sodass die Auslegung nach dem Wortlaut dieser Bestim- 
mung iVm Art 13 Abs 1 und Art 10 Abs 2 BV, welche einen allgemeinen Schutz der Pri- 
vatspháre sowie die persónliche Freiheit garantieren, vorzunehmen sei.??7 Es liege in diesem 
Zusammenhang eine Grundrechtskonkurrenz vor, in deren Rahmen „möglichst alle im Spiel 
stehenden Grundrechtsinteressen zu berücksichtigen* seien, wobei va im Zusammenhang mit 
  
?33 Vg] Belser in Belser/Epiney/Waldmann, Datenschutzrecht, 8 6, Rz 59. 
?91 Vgl zB Belser in Belser/Epiney/Waldmann, Datenschutzrecht, 8 6, Rz 60; Schweizer in Ehrenzeller/Schind- 
ler/Schweizer/Vallender (Hrsg), Die Schweizerische Bundesverfassung — St. Galler Kommentar? (2014), Art 13 
BV, Rz 72; Meier, Protection des données, Rz 17. 
?55 Vg] Belser in Belser/Epiney/Waldmann, 8 6, Rz 60 f; Schweizer in Ehrenzeller/Schindler/Schweizer/Vallen- 
der, BV-Kommentar”, Art 13 BV, Rz 72; Müller/Schefer, Grundrechte in der Schweiz — Im Rahmen der Bun- 
desverfassung, der EMRK und der UNO-Pakte^ (2008), 164; Haller, Menschenwürde, Recht auf Leben und 
persönliche Freiheit, in Merten/Papier (Hrsg), Handbuch der Grundrechte in Deutschland und Europa — Band 
VII/2: Grundrechte in der Schweiz und in Liechtenstein (2007), 199, Rz 43; Häfelin/Haller/Keller/Thurnherr, 
Bundesstaatsrecht?, Rz 389; Meier, Protection des données, Rz 17; s auch BGE 120 II 118, Erw 3a, 121; 122 I 
153, Erw 6b/aa, 162; 128 II 259, Erw 3.2, 268; 129 I 232, Erw 4.3.1, 245. 133 1 77, Erw 5.3, 85. 
556 Vg] BVerfGE 65, 1. 
537 Vg] zB Belser in Belser/Epiney/Waldmann, Datenschutzrecht, 8 6, Rz 164. 
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