Selbstironie oder Diskreditierung?
Wie das Interview mit Mathias Ospelt zeigt, erfreut sich die Satire im Fürstentum
Liechtenstein nach wie vor an Beliebtheit und die Nachfrage an satirischer
Unterhaltung ist durchaus vorhanden. Ospelt verdeutlichte dies, indem er zu
verstehen gab, dass auf seine kabarettistischen Produktionen überwiegend
positive Resonanz folgte. Kritik gab es, wenn überhaupt, bloss auf indirektem Weg
von Leuten, die die Ansichten der Kabarettisten nicht teilten. Im Grossen und
Ganzen jedoch beweisen die Liechtensteiner damit, dass sie die Fähigkeit haben,
über sich selbst zu lachen. Diejenigen, denen diese Fähigkeit fehlt, setzen sich gar
nicht erst mit Satire auseinander. Satirische Unterhaltung ist allerdings eher
weniger für die grosse Allgemeinheit gedacht, sondern für diejenigen, die entweder
die Ansichten der Satiriker teilen, die über Kritik hinwegsehen können und für
diejenigen, die ein offenes Ohr für Kritik haben. Ospelt ist der Meinung, dass die
Liechtensteiner zu wenig Erfahrung mit Satire gemacht haben und deshalb
verhalten reagieren, wenn ihnen der Spiegel vorgehalten wird. Im Generellen wird
der Satire, auch wenn sie ein relatives junges Phänomen im Fürstentum
Liechtenstein ist, durchaus Wertschätzung gezollt. Das Interview untermauert
damit die These, dass die Liechtensteiner der Satire gegenüber aufgeschlossen
sind.
Jedoch zeigte sich in diesem Interview auch, dass es in Liechtenstein durchaus
Tabuthemen gibt. So nannte Ospelt die Themen „Fürstenhaus“, „Bistum“ und
„Treuhand“ beim Namen und begründet dies damit, dass der Landesfürst
beziehungsweise der Erzbischof für manche Gesellschaftsgruppen einen
autoritären Status hat. Aus diesem Grund dulden sie keine Kritik an diesen
Verhältnissen. Hinsichtlich des Themas „Politik“ zeigt sich anhand des Interviews,
dass die Liechtensteiner nach wie vor stark vom Parteidenken beeinflusst werden:
„Je nach Zusammensetzung der Regierung hatten wir zuweilen auch jeweils
auffallend mehr Oppositionelle in den Zuschauerrángen". Kritik an der eigenen
Partei wird folglich nicht gerne gesehen, geht es jedoch um die Oppositionspartei,
so kann die Kritik gar nicht unsanft genug ausfallen. Als weiteres Tabuthema
nennt Ospelt die ,Treuhand^, da sich dies anhand eigens gemachter Erfahrungen
gezeigt habe. Die aus dem Interview hervorgehenden Tabuthemen ,Fürstenhaus“
und „Erzbistum“ beziehungsweise „Landeskirche“ sowie „Politik“ stimmen mit der
These überein. Einzig das Thema „Treuhand“ wurde als zusätzliches Tabuthema
genannt.
48