Liechtensteinische Geschichte an liechten-
steinischen Schulen: zum Stellenwert
der Landesgeschichte im Geschichtsunterricht
Helmut Konrad
Einleitendes
Historiker bewahren und vervollständigen unser Wissen über die Ver-
gangenheit. Sie ziehen Vergleiche und zeigen auf, wie das, was gewesen
ist, unseren heutigen und künftigen Weg mitbestimmt, indem sie Ge-
schehenes auf der Grundlage von Quellen kritisch zu verstehen und
möglichst objektiv darzustellen versuchen.! Da Geschichtsforschung nie
Selbstzweck sein soll, kommt der Vermittlung der Forschungsergebnisse
zentrale Bedeutung zu. Diese kann auf sehr unterschiedliche Weise er-
folgen, beispielsweise durch Vorträge, Publikationen in Zeitungen, Zeit-
schriften und Büchern, durch neue Medien, durch Filme oder in Museen.
Eine für die Geschichtsvermittlung zentrale Rolle spielt der Ge-
schichtsunterricht in der Schule. Die jungen Generationen erhalten dort
das für relevant erachtete geschichtliche Grundwissen vermittelt. Sie sol-
len ausserdem zur Einordnung der Gegenwart in den geschichtlichen
Prozess und zum kritischen Umgang mit den Verhältnissen und Ent-
wicklungen ihrer Zeit befähigt werden. Neben der globalen und der
europäischen Geschichte soll den Schülerinnen und Schülern auch die
geschichtliche Entwicklung ihres eigenen Landes nahegebracht werden.
In diesem Beitrag wird deshalb ein Blick auf die Entwicklung des
Geschichtsunterrichts an der liechtensteinischen Volksschule geworfen,
welche heute die Primarschule und die Sekundarstufe 1 umfasst. Der
Fokus liegt dabei auf dem Stellenwert, der der Vermittlung liechtenstei-
nischer Geschichte im Verlaufe der Zeit beigemessen wurde, mit einer
Schwerpunktsetzung auf die Gegenwart. Der Rückblick erfolgt vorwie-
gend anhand einer Analyse ausgewählter Lehrpläne.
1 Siehe Jehne et al. (Hrsg.), Ungleichheiten, S. 24.
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