Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Cornelia Herrmann 
rar und Bewerbungen nicht immer erfolgreich. 1904 bewarb sich Rhein- 
berger um die Bauleitung beim Umbau von Schloss Vaduz. Er war 
damals Mitglied der Baukommission, doch die Position wurde in andere 
Hände vergeben. Von seinem grossen, doch vergeblichen Einsatz zeugen 
50 Skizzen und ein Holzmodell. Daraufhin wurden Baumassnahmen an 
seinem Elternhaus, dem Roten Haus in Vaduz, private Aufträge seines 
Vetters, des Künstlers Ferdinand Nigg, für einen Umbau des Hauses am 
Beckagässli und für einen Neubau an der Alten Schlosstrasse, ein priva- 
ter Bauauftrag in Werdenberg/Grabs sowie Erweiterungsmassnahmen 
an der Kapelle St. Wendelin und Martin im Steg zur wichtigen Aufgabe 
als Architekt. Vor allem der Wiederaufbau der 1904 von Rheinberger 
käuflich aus dem Besitz des Landesfürsten Johann II. erworbenen Ruine 
Gutenberg in Balzers gestaltete sich zur universalen und künstlerischen 
Herausforderung seines Lebens. 
Wie gestaltete sich die Verbindung von Künstlerdasein und Fami- 
lie? 1910 heiratete Rheinberger Maria Schädler, drei Söhne wurden gebo- 
ren. Burg Gutenberg in Balzers entwickelte sich ab 1912 zum Lebens- 
mittelpunkt, zunächst nur in den Sommermonaten, später ganzjährig. 
Während des Ersten Weltkriegs und aufgrund der folgenden Inflation 
änderte sich das Leben für die Familie auf der Burg. Ihr Vermögen war 
fast ganz vernichtet.” Es wurde Gemüse angebaut wie auch Flachs, Kar- 
toffeln und anderes. «Ich erinnere mich noch gut an die harten und 
struppigen Leintücher, auf denen wir Buben jahrelang schlafen muss- 
ten», so Rheinbergers Sohn Rudolf im Rückblick.® Um ein Auskommen 
zu finden, beschloss die Familie 1919, in den Räumen von Burg Guten- 
berg eine Gastwirtschaft einzurichten. Rheinberger widmete sich zudem 
dem Weinbau. Der talentierte, handwerklich begabte und künstlerisch 
gut ausgebildete Mann aus vermögendem Haus traf auf eine harte Reali- 
tät, mit deren Umständen er umgehen musste und umzugehen wusste. 
Welchen Austausch gab es mit anderen Künstlern? Burg Guten- 
berg wurde zum Treffpunkt, zu einem kleinen Zentrum des künstleri- 
schen Austausches. In den 1920er-/1930er-Jahren kamen wiederholt ne- 
ben der Vorarlberger Dichterin Grete Gulbransson, dem Dialektschrift- 
steller Jakob Kuratli aus Wartau und dem in Feldkirch geborenen Maler 
  
35  Rheinberger, Erinnerungen, S. 89. 
36  Ebenda, S. 91. 
354
	        

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