Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Klaus Biedermann 
19-jähriges «Göttikind» zuerst gar nicht erkannt. Sehr wahrscheinlich 
hatten sich die beiden über viele Jahre nicht mehr gesehen. Andreas Vet- 
ter habe seinen Paten Andreas Ott gebeten, ihn zum Pater Statthalter? 
nach Eschen zu begleiten, um dort im Pfarrhaus einen Taufschein zu 
erhalten. Ott begleitete Vetter nach Eschen, wo ihm der gewünschte 
Taufschein ausgestellt wurde. Nachher — Andreas Vetter war offenbar 
ziemlich angetrunken — habe dieser seinen Götti mit Schlägen schwer 
verletzt: «So habe er ihn [Andreas Ott] mit einem langen Spiess versehe- 
nen Schweintreiber Stock dergestalten über den Kopf hinein geschlagen, 
dass er schier zu Boden gesunken sey, wie er dann Dato noch kaum auf- 
recht zu gehen im Stand sey, er habe mehrere Streich auf ihn geführet, ihn 
auch einmal an Schenkel getroffen, wo er dato noch schwarz und blau 
sey, er würde ihn auch auf dem Platz erschlagen haben, wenn nicht sein 
Bruder Fr[anz] Joseph Ott und Jakob Marxer dazu gekommen wären, 
wo sie sich seiner bemächtiget und ihn in Arrest geführet haben.»'° 
Unmittelbar nach dieser Berichterstattung durch Waldhirt Ott 
wurde der inzwischen verhaftete Andreas Vetter nach Vaduz transpor- 
tiert und vor dem Oberamt verhört. Andreas Vetter sagte aus, er habe 
sich die vergangenen neun Jahre «meistens im Königseckischen»!! im 
Allgäu aufgehalten. Als Beruf habe er das Schleifen und das Kesselfli- 
cken gelernt. Sein «Handwerks-Zeug» habe er jedoch nicht bei sich, son- 
dern «unweit Gotzis in einem Haus unten am Berg» zuriickgelassen. 
Als Soldat habe er neun Monate im Kontingent des Furstabtes von 
Kempten gedient, «aber, wie die Reichssoldaten zurück gekommen 
seyen, seinen Abschied erhalten». Ein Abschiedsschreiben oder einen 
Reisepass habe er jedoch nicht bei sich. Auf die Frage, weshalb er in 
Eschen um einen Taufschein angesucht habe, antwortete Andreas Vetter: 
«Er hätte vorgehabt, sich zu heürathen, wenn er eine anständige Partie 
bekommen hätte.»!? 
9 Pater Antonin Regli, aus Ursern (UR). Die Eschner Pfarrer wurden bis 1838 vom 
Kloster Pfäfers als Statthalter eingesetzt; siehe Näscher, Kirchengeschichte, Bd. 1, 
S. 40-42. 
10 LI LA, RA 24/01/032-042, Actum Liechtenstein, Notizen von Landvogt Franz 
Xaver Menzinger aufgrund des Berichts von Andreas Ott, 3. Februar 1797. 
11 Grafschaft Konigsegg-Rothenfels: 1243 bis 1804 reichsunmittelbare Herrschaft mit 
Hauptort Immenstadt. 
12 LILA, RA 24/01/032-042, Einvernahme von Andreas Vetter vor dem Oberamt in 
Vaduz, 3. Februar 1797. 
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