Brennpunkt Verfassung: Volksabstimmungen
über die liechtensteinische Verfassung seit 1919
Wilfried Marxer
Einleitung
Dieser Beitrag widmet sich den Volksabstimmungen, die in Liechten-
stein seit 1919 zu Verfassungsfragen durchgeführt wurden. Für die Zeit
des Ersten Weltkrieges und der 1920er-Jahre sowie der 1930er-Jahre und
des Zweiten Weltkriegs wurden die betreffenden Abstimmungen bereits
eingehend erforscht.! Hier nun soll der Bogen weiter gespannt und der
Blick auch auf die Zeit danach gerichtet werden. Für eine Zeitspanne von
fast 100 Jahren soll aufgezeigt werden, zu welchen konkreten, die Ver-
fassung betreffenden Themen Volksabstimmungen durchgeführt wur-
den, wer die Akteure und Initianten waren und fallweise auch, wie Aus-
einandersetzungen und Kampagnen geführt wurden. Selbstverständlich
interessieren auch die Resultate der jeweiligen Abstimmungen sowie die
Konsequenzen daraus.
Volksabstimmungen in Liechtenstein
1919 wurden die ersten beiden landesweiten Volksabstimmungen ın
Liechtenstein durchgeführt. Auf staatlicher Ebene dominierte das Fürs-
tenhaus die Politik bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und dem
Inkrafttreten einer neuen Verfassung ım Jahr 1921.? Die Landständische
Verfassung? von 1818 räumte dem Volk beziehungsweise dessen Vertre-
1 Quaderer-Vogt, Bewegte Zeiten; Geiger, Krisenzeit; Geiger, Kriegszeit.
2 Verfassung vom 5. Oktober 1921, LGBl. 1921 Nr. 15. Zur Verfassungsgeschichte
siche Wille, Die liechtensteinische Staatsordnung, S. 39-141.
3 Landstindische Verfassung vom 9. November 1818. Siche LI LA, SgRV 1818
(www.e-archiv.li/D42332).
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