Volltext: Wer Bescheid weiss, ist bescheiden

Friedemann Malsch 
gewachsen und das Land Liechtenstein zu einem Kunststandort gewor- 
den ist, zeigt auch die Tatsache, dass sich die Hilti Art Foundation, 
Schaan, entschloss, ein Ausstellungsgebäude direkt neben dem Kunst- 
museum zu errichten und es als Erweiterung an das Kunstmuseum 
anzuschliessen. In diese Räume, die im Mai 2015 eröffnet wurden, zog 
zudem die Sammlung der Hilti Art Foundation ein und erweitert seit- 
dem mit ihren herausragenden Beständen an Kunst der ersten Hälfte des 
20. Jahrhunderts wie auch mit Kunst nach 1945 das Angebot des Kunst- 
museums. Diese enge Zusammenarbeit einer liechtensteinischen Privat- 
sammlung mit der staatlichen Institution ist vielleicht der deutlichste 
Ausdruck der grundlegenden Veränderung im Bewusstsein der liechten- 
steinischen Bevölkerung von der Rolle und Funktion der Kunst: Hier 
manifestiert sich in greifbarer Weise die Überzeugung, dass Kunst eine 
Angelegenheit der Gemeinschaft ist, und dass diese sich mit und durch 
die Kunst ihrer Identität versichern kann. 
VIL 
Das Land Liechtenstein hat sich mit dem Kunstmuseum Liechtenstein 
stark für die Kunst als Bestandteil des Landes engagiert und positioniert. 
Damit hat es sich — ganz im Sinne Georg Malins — als modernes und 
weltoffenes Land gezeigt. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass 
derartiges Engagement auch Verpflichtungen mit sich bringt. Ein Kunst- 
museum allein macht einen Staat noch nicht zu einem ausgewiesenen 
Kunststandort. Dazu bedarf es flankierender Massnahmen. So ist es zu 
begrüssen, dass der Landtag 2016 ein Kulturgütergesetz verabschiedet 
hat, das erstmals auch für private Sammlungen Rechtsklarheit und 
Rechtssicherheit schafft. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung. 
Auch die Entstehung eines offenen Zolllagers in Mauren, das Anfang 
2017 eröffnet werden soll, ist ein weiterer Baustein in einem noch offe- 
nen Puzzle eines künftig überzeugenden Kunststandortes. Doch bedarf 
es noch weiterer Anstrengungen, etwa bei der Förderung des Kunsthan- 
dels, der in Liechtenstein bislang wirtschaftspolitisch vernachlässigt 
worden ist. Liechtenstein hat auf diesem Feld ein Handlungspotenzial, 
das noch längst nicht ausgeschöpft ist. 
Neben diesen praktischen und detailreichen Aspekten sollte der 
Staat jedoch nicht seine Vorbildfunktion für die Gemeinschaft vernach- 
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