Rote Listen - Rote Fäden im Natur-
und Umweltschutz von den 1960er-Jahren
bis in die Gegenwart
Mario FE. Broggi
Dimidium factı, qui coepit, habet. Sapere ande, incipe!
Einmal begonnen ist halb schon getan.
Wage die Einsicht, fange nur an! (nach Horaz, Leitspruch der Aufklärung)
Rote Listen werden für seltene und gefährdete Arten und Lebensräume
erstellt. Die damit verbundenen Roten Fäden wollen andeuten, dass auch
die Vernetzungen der Beziehungen zwischen den Arten und den
Lebensräumen gefährdet sind. Die Roten Fäden werden hier in einige
Stichworte gebündelt und kommentiert. Sie dokumentieren die «Via do-
lorosa» des liechtensteinischen Natur- und Umweltschutzes in den ver-
gangenen Jahrzehnten. Ein Spurwechsel ist angezeigt, auch im Interesse
von uns Menschen.
Die Anfänge des liechtensteinischen Natur-
und Umweltschutzes
Wir verdanken die wichtigsten Impulse für einen Natur- und Umwelt-
schutz in Liechtenstein dreifach dem Ausland. Anfang des 20. Jahrhun-
derts erhielten wir die ersten Anstösse aus einer mitteleuropäischen
Strömung als Antwort auf die Industrialisierung und die von ihr verur-
sachte Bedrohung der Naturvielfalt. Diese Zurück-zur-Natur-Welle
schwappte damals bis ins noch ländliche Liechtenstein und führte 1903
zum Schutz des Edelweisses und weiterer Alpenpflanzen und damit zu
den ersten hiesigen Naturschutzbestimmungen überhaupt. 1933 folgte
ein liechtensteinisches Naturschutzgesetz, noch ohne Resonanz für eine
Anwendung. 1958 wurde ein Verein für Naturschutz und Landschafts-
pflege unter Vorsitz von Landesforstmeister Eugen Bühler gegründet.
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