Georg Malin —
«In erster Linie bin ich Bildhauer ...»
Dagmar Streckel
Georg Malin ist der wichtigste Bildhauer und Plastiker der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts aus Liechtenstein. 2016 feierte er seinen
90. Geburtstag. Malins Geschichte als Künstler beginnt 1947 in Zürich,
damals ist er einundzwanzig Jahre alt. Parallel zu den Studien von
Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie, in Zürich
und Freiburg i. Üe., ist Malin in Zürich von 1947 bis 1949 auch Schüler
ım Atelier des Bildhauers Alfons Magg. An der ETH Zürich belegt er
Kurse im Zeichnen bei Hans Gisler sowie in Zeichnen und Malen bei
Henry Wabel.
Mit der Dissertation «Die politische Geschichte des Fürstentums
Liechtenstein in den Jahren 1800-1815» schliesst er sein Universitätsstu-
dium 1952 in Zürich ab und ist während der beiden anschliessenden
Jahre als Kunsterzieher tätig. Danach kehrt er nach Liechtenstein zurück
und übt hier nebenberuflich die Funktion eines Laienrichters am Ober-
gericht in Vaduz ab 1954 für die Dauer von zwölf Jahren aus. Und wie-
derum parallel hierzu lebt er das Leben eines freischaffenden Künstlers
und Wissenschaftlers. Schon in den frühen Jahren ist Vielseitigkeit als
Kern seines Daseins offensichtlich.
«Es gibt unbestreitbar für jeden geschichtlichen Zeitraum Charak-
teristika, sehr spezifische Eigenheiten», schreibt Malin in einem Text von
1999, «die bewusst oder unbewusst Individuen und Gesellschaft, wenn
nicht prägen, so doch stark beeinflussen.» Ihn selbst haben sicherlich
die Jahre als Schüler im Gymnasium und Internat des Benediktinerklos-
ters von Disentis in Graubünden positiv geprägt. Diese Zeit in der heute
1 Georg Malin. Hinweise zu meinen Arbeiten, in: Farbe, Klang, Reflexionen / 5 Po-
sitionen. Piero Dorazio, Roland Goeschl, Gottfried Honegger, Heinz Mack, Georg
Malin. Raiffeisen-Landesbank Tirol (Hrsg.), Innsbruck 1999, S. 64.
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