gänglich. Diese Zusatzausbildung wurde in der Vergangenheit in dieser Branche kaum
absolviert. Der Finanz- und Vermögensdienstleistungsbereich wurde jedoch in den ver-
gangenen Jahren zunehmend komplexer, so dass ein umfassendes juristisches Wissen
hilfreich sein kann. Dieser Schritt steht für Seriosität und Verantwortungsbewusstsein. Ei-
genschaften die auch in der Politik vertrauenserweckend sind. Ihre Zielstrebigkeit äussert
sich ebenfalls in ihrem Vorsatz, das Studium zu einem späteren Zeitpunkt abzuschliessen.
„Was mir im Moment ein bisschen weh getan hat, weil man täte ja gerne das,
was man anfängt, auch fertig machen, am liebsten zeitfristig. [...] Also für mich
ist das nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Andere machen einen
ähnlichen Weg durch die Babypause, wenn sie Kinder haben und sie wollen
vielleicht doch noch einmal ein Studium oder etwas machen, dann müssen sie
ja auch bisschen reduzieren in der Geschwindigkeit vom Studium. Aber das Ziel
hat man vor Augen und man bleibt ja auch kontinuierlich dran“ (Interview Z:
203-220).
Sie legt sich das ganze so zurecht, dass sie diesen zeitweiligen Unterbruch in ihrem Stu-
dium begründen und für sich akzeptieren kann. Denn obschon in ihrem Werdegang einige
berufliche Umbrüche fast schicksalshaft erscheinen, ist das beharrliche Verfolgen ihrer
vorgefassten Ziele ohne die geringste Verbissenheit Teil ihrer Habitusformation. Die stän-
dige Weiterbildung und die beruflichen Neuorientierungen lassen sie nie als Suchende in
Erscheinung treten. Vielmehr ist sie eine Findende. Sie nimmt die Chancen wahr, die sich
ihr eröffnen, lässt Veränderungen auf sich zukommen. Ihr gelingt es stets die Situationen
klar zu analysieren und daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Diese Vorgehensweise ist ihr
auch im beruflichen Alltag wichtig und kann somit als Strategie verstanden werden, wie sie
sich in dieser politischen Elitefunktion behauptet.
„Ich habe immer versucht, wenn es darum gegangen ist, etwas zu ándern, zu-
erst eine klare Analyse zu machen, wo sind die Schwachstellen oder wo sind
die Stärken. Dann habe ich versucht, diese Stärken mitzunehmen, die man hat
und [...] das Konstrukt so aufzusetzen, dass es eine Verbesserung gibt. Entwe-
der ist mehr Effizienz rein gekommen oder es sind Strukturen vereinfacht wor-
den. [...] Und am Schluss muss man abwägen, wo habe ich mehr Vorteile da-
durch und wo kann ich das Ziel, das ich erreichen will, am besten erreichen“ (In-
terview Z: 425-448).
An diesem Zitat erkennt man ausserdem ihre effiziente und systematische Arbeitsweise,
die gerade in ihrem beruflichen Alltag von zentraler Bedeutung ist. Denn obschon Liech-
tenstein kaum grösser als ein Kanton der benachbarten Schweiz ist, fallen Staatsaufgaben
an, die nicht zuletzt aufgrund der Kleinheit an zusätzlicher Komplexität gewinnen. Liech-
tenstein ist durch zahlreiche Verträge wie zum Beispiel der Zoll- und Währungsvertrag mit
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