Volltext: Der letzte Gutenberger und der Schwabenkrieg

statt; erstens durch die gemeinsame Geschichte und zweitens durch das gemeinsame Insze- 
nieren dieser Geschichte. Dementsprechend herrschte unter den etwa 70 Mitwirkenden eine 
leidenschaftliche Hingabe für die aufwändige Inszenierung dieses Stückes. So schrieb das 
Liechtensteiner Vaterland 25 Jahre nach den Aufführungen: „Wohl kein kulturelles Ereig- 
nis aus dem Dorfleben der letzten Jahrzehnte ist mit dieser Unmittelbarkeit in der Erinne- 
rung der Balzner haften geblieben, wie die Aufführungen der Freilichtspiele auf Schloss 
Gutenberg im Jahre 1925. Die ganze Gemeinde schloss sich damals zu jener Gemein- 
schaftsleistung zusammen und gab ein bis heute nachwirkendes Beispiel von Opferbereit- 
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schaft und Idealismus im Dienste einer schönen Sache.“ 
Vor allem aber verstummten nach dem Burgenspiel auch die letzten Kritiker des Wieder- 
aufbaus und die Balznerinnen und Balzner sahen Gutenberg nicht mehr als die Burg eines 
Vaduzer Architekten, sondern anerkannten sie als ihre Burg. 
So schlug wohl manch stolzes Balzner-Herz höher bei den prophetischen Worten des ster- 
benden letzten Gutenbergers: „Mag diese Burg auch in Flammen zusammenbrechen, mag 
der Zahn der Zeit sie zernagen, mögen ihre Mauern stürzen und sinken — sie wird sich wie- 
der erheben, wie ein Phönix aus seiner eigenen Asche. Die Zeit wird kommen, da wiederum 
ihre Türme und Zinnen ins schöne grüne Rheintal hinabgrüssen und wiederum durch die 
Tore der gastlichen Burg frisches Leben wogt. “® 
Damit ist es den drei Herren Rheinberger, Büchel und Minst im Zeichen des Historismus 
gelungen mit Baukunst, Geschichte und Dichtung, der Balzner Bevölkerung ein identitäts- 
stiftendes Vermächtnis zu hinterlassen: ihre Burg Gutenberg! 
In diesem Sinne sagt das Burgenspiel „Der letzte Gutenberger“ viel mehr über seine Ent- 
stehungszeit als über die Zeit des Schwabenkriegs aus. 
  
168 1 jechtensteiner Vaterland, 05.08.1950, S. 2 
19 Minst, 1925, S. 50 
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