Politische Situation
sungsentwürfen, die eine konstitutionelle Ausgestaltung des monar-
chischen Staates ins Auge fassten.
Es wurden Forderungen nach einer «freiheitlicheren Verfassung»
laut,!® die die Landständische Verfassung ersetzen sollte. Die Märzaus-
schüsse insistierten auf einer frei gewählten Volksvertretung und einer
Teilhabe des Volkes an der Gesetzgebung. Ohne Beratung und Zustim-
mung der Volksvertretung sollten keine neuen Gesetze und Abgaben
eingeführt werden dürfen. Auch wenn die Begehren vereinzelt revolu-
tionäre Züge trugen,!® die Monarchie als Staatsform wurde nicht infrage
gestellt.
Il. Monarchische Konzessionen
1. Erlass vom 19. März 1848
Fürst Alois IL!” versuchte, einer revolutionären Stimmung, die über das
benachbarte Vorarlberg von Österreich aus ins Land übergreifen konnte,
entgegenzuwirken.!® In einem Erlass vom 19. März 18481% versprach er,
soweit es die Verhältnisse des Landes erlaubten, dem Beispiel des öster-
reichischen Kaisers zu folgen, der «in den letzteren Tagen», d. h. bei
Ausbruch der Revolution in Wien am 13. März 1848 den Erlass einer
«Constitution des Vaterlandes» in Aussicht gestellt hatte.!!° Er appel-
lierte an den «geraden Sinn» und das «Ehrgefühl» der Liechtensteiner
und mahnte zu «Gehorsam und Ordnung», da sonst die «Selbständig-
keit» des Landes gefährdet sei.
In Gemeindeversammlungen und gewählten Ausschüssen konnten
die aufrührerischen Bestrebungen aufgefangen und so in geordnete
Bahnen gelenkt werden. Rektor Peter Kaiser, der «Lenker der Revolu-
105 Peter Geiger, Geschichte, S. 63 f.
106 Peter Geiger, Geschichte, S. 68.
107 Zu seiner Person siehe Evelin Oberhammer, in: Historisches Lexikon, Bd. 1, 5.527 ff.
108 Peter Geiger, Geschichte, S. 57 und 65.
109 Siehe vorne S. 60 Fn. 103.
110 Wilhelm Brauneder, Österreichische Verfassungsgeschichte, S. 115.
61