Volltext: Prozessökonomie in der liechtensteinischen Zivilprozessordnung von 1912

den Parteien127. Ergo: Um einen sozialeren Zivilprozess zu erreichen, muss das Gericht eine starke prozessleitende Funktion ausüben, aber – und dies ist entscheidend – 
unter dem erklärten Zwecke des Sozialen und hieran gebunden.128 So aufgefasst widerspricht die starke gerichtliche Prozessleitung dem sozialen Zivilprozess nicht mehr, sondern stellt viel- mehr dessen notwendige Voraussetzung dar. 3. Umsetzung der Prozessökonomie in der Zivilprozessordnung In den prozessökonomischen Leitgedanken hatte Klein die Verfahrens- grundsätze als prozessökonomisch neutral ausgeklammert129 und die zwei prozessökonomischen Maximen der Verfahrenskonzentration sowie der gerichtlichen Prozessleitung aufgestellt130. Bei der konkreten Umsetzung der Prozessökonomie in der Zivilprozessordnung bediente sich Klein prozessökonomischer Mechanismen. Das waren, wie oben131 dargelegt, einzelne oder mehrere Bestimmungen in der Zivilprozessord- nung, welche dem prozessökonomischen Ziel eines effizienten, raschen und billigen Verfahrens dienten und ein solches dogmatisch in der Ver- fahrensordnung umsetzten. Bei der Konstruktion und Zusammenstellung der prozessökono- mischen Mechanismen liess sich Klein von folgenden prozessökonomi- schen Gedanken leiten: Prozessökonomisches Prozessrecht setzte zu seiner Wirksamkeit entsprechend prozessökonomisch günstiges mate- rielles Recht voraus [a]. In jeglicher Hinsicht galt es unnötige Verfahren zu vermeiden [b)]. Als gleichwertiges Gegengewicht zur Prozessökono- mie musste die Erforschung der materiellen Wahrheit und die Gründ- lichkeit des Zivilprozesses berücksichtigt werden [c)]. Prozessökonomi- sche Mechanismen durften nirgends ihre Zweckmässigkeit verlieren [d)], sie mussten stets eine günstige Relativität zwischen Aufwand und Ertrag sicherstellen [e)] und sie mussten so einfach wie möglich sein [f)]. Im Zivilprozess musste die anfallende Arbeit unter allen Akteuren sinnvoll 436§ 
9 Fassung 1912 127Siehe Kübl, S.112. 128Vgl. Dahlmanns, S.2732 und S.2735. 129Siehe oben unter §  9/III./1. 130Siehe oben unter §  9/III./2. 131Siehe oben unter §  1/II./2./b)/dd).
	        

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