Volltext: Prozessökonomie in der liechtensteinischen Zivilprozessordnung von 1912

im Zusammenwirken mit dem materiellen Recht seine Ziele zu erreichen vermöge und daher nicht dahinter zurückbleiben dürfe, sondern ebenso mit den aktuellen Entwicklungen Schritt halten und zeitgemäss sein müsse.50 (2) In einer Bestandesaufnahme des 
liechtensteinischen Zivilpro- zessrechts de lege lata gemäss der liechtensteinischen Allgemeinen Ge - richtsordnung erwiesen sich, so Walker, deren Grundsätze wie Schrift- lichkeit, Eventualmaxime, Mittelbarkeit, gesetzliche Beweisregeln und vorwiegend die starke Verhandlungsmaxime als veraltet, «weltfremd und steinern»51. «Der wirtschaftliche Erfolg des Urteils ist oft im Streite selbst durch die lange Dauer des Prozesses vernichtet worden.»52 Gerade gegen die Verhandlungsmaxime sprächen deshalb etliche Gründe, nicht nur prozessual-dogmatische, sondern auch soziale (im Sinne von Kleins sozialem Zivilprozess53), so dass sie zugunsten einer vermehrten gericht- lichen Prozessleitung zum Beispiel bei der Sachverhaltsfeststellung würde zurücktreten müssen. Im Übrigen seien die zeitgemässen Grund- sätze der Mündlichkeit, Öffentlichkeit und freien Beweiswürdigung umzusetzen.54 (3) Im 
geschichtlichen Rückblick auf die bisherigen Geschehnisse unter dem Ziel einer 
Zivilverfahrensreform im Fürstentum Liechten- stein beschrieb Walker die Änderungen der Allgemeinen Gerichtsord- nung im Landtag 1906; das fürstliche Handbillett desselben Jahres; die erste Siebnerkommission 1907; das Gutachten Peers; schliesslich die Resolution des Landtags 1908. Sie alle waren seinen Entwürfen vorange- gangen und hatten deren Ausrichtung konkret vorgespurt.55 (4) Dass das 
österreichische Zivilverfahren und seine Erlasse 
als Vorbilder und Vorlagen für das Fürstentum Liechtenstein heranzuzie- hen seien, war Walker zufolge die Konklusion aus vielerlei Gründen, nämlich historischen, aktuell faktischen, rechtlichen und personellen. 367 
I. Gesetzesentwürfe Walker 1911 50LI LA RE 1912/114, Walker, Gesetzentwürfe, 1911, S.186f. 51LI LA RE 1912/114, Walker, Gesetzentwürfe, 1911, S.190. 52LI LA RE 1912/114, Walker, Gesetzentwürfe, 1911, S.190. 53Siehe oben unter §  3/II./2. 54LI LA RE 1912/114, Walker, Gesetzentwürfe, 1911, S.187–190. 55LI LA RE 1912/114, Walker, Gesetzentwürfe, 1911, S.190–192. Siehe auch den his- torischen Rückblick der vorberatenden Kommission, LI LA RE 1911/1390, Gesetz- entwürfe, 11. Dezember 1911, S.4f.
	        

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