Volltext: Prozessökonomie in der liechtensteinischen Zivilprozessordnung von 1912

schen Konzeption so kurz wie möglich ausfallen sollte, erläuterte Klein aus rechtspolitischer Sicht anhand der Summe der Zivilprozesse: «Die 
Prozeßdauer [...] ist noch mehr für die 
Volkswirtschaft von Belang. [... Denn es] ist ihr 
Einfluß auf die Wirtschaft ein lähmen- der. Ueber den Vermögenswert, der den Gegenstand eines Rechts- streites bildet, kann nicht mehr so frei wie früher verfügt werden. [...] Weil der Prozeß erwartete und bereits in Rechnung gesetzte Werte vorenthält oder werbendes Kapital zur Ruhe zwingt [...]. Von dieser vollständigen oder partiellen Lähmung und Unver- wendbarkeit wird ein gewaltiges Kapital betroffen. [...] Noch wichtiger ist, daß diese Bindungen und Hemmungen von Betriebs- kapital, diese finanziellen Zirkulationsstörungen die kapitals- schwachen Unternehmungen und Wirtschaften ungleich härter treffen als Haushaltungen oder Betriebe mit reicherem Kapital usw. Die Langsamkeit der Justiz ist deshalb ähnlich wie so manche andere Erscheinungen des heutigen Lebens den kleineren und mitt- leren Wirtschaften am nachteiligsten und deshalb auch 
sozialpoli- tisch nicht zu billigen.»147 Somit ergab sich für Klein das Postulat nach Raschheit des Zivilprozes- ses und danach, «daß im gerichtlichen Verfahren mit der Zeit vernünftig hausgehalten werde.»148 Der Zivilprozess sollte laut Klein seine Zwecke nicht bloss verwirklichen, sondern dies darüber hinaus 
innert der kür- zestmöglichen Dauer tun, also 
so rasch wie möglich ablaufen und zu sei- nem Ergebnis gelangen.149 Die Forderung nach Raschheit des Zivilprozesses begründete Klein, wie aus dem angeführten Passus hervorgeht, einerseits volkswirt- schaftlich, andererseits sozialpolitisch.150 Aus volkswirtschaftlicher Sicht werden finanzielle Werte, die Gegenstand eines Zivilprozesses sind oder mit einem solchen in Zusammenhang stehen, an freiem wirtschaftlichem Umlauf gehindert. In der Summe aller Zivilprozesse betrifft das ein volkswirtschaftlich bedeutsames Kapital, das dem wirtschaftlichen Aus- tausch und der prosperierenden wirtschaftlichen Entwicklung entzogen 104§ 
3 Zivilprozess Kleins 147Klein, Zivilprozeß, S.196f., Hervorhebungen E. S. 148Klein, Zivilprozeß, S.195. 149Vgl. Klein, Bemerkungen CPO, S.192. 150Vgl. Klein, Zeit- und Geistesströmungen, S.20 m. w. H.
	        

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