Lachner. Wenn nicht alle Zeichen trügen, bringe ich sie hier zur Aufführung.‘ Die
erste Fassung der Oper wurde allerdings nie ganz aufgeführt. Nachdem die Königlich-
Bayerische Hof-Theater-Intendanz in München und die Großherzogliche Hoftheater-
Intendanz in Karlsruhe die Oper abgelehnt hatten, fand am 21. November 1864
erfolgreich die Uraufführung der Ouvertüre im Rahmen des 3. Abonnementskonzerts
der Musikalischen Akademie in München statt.°
Im März 1868 holt er die Sieben Raben wieder hervor und unterzog sie einer
umgreifenden Umarbeitung. Die Veränderungen galten vor allem dem dramatischen
Gerüst und auch dem Text, bei dem Fanny mitwirkte.”* Am 20. März war der erste Akt
bereits abgeschlossen und vier Wochen nach der Münchener Uraufführung von Wagners
Oper Die Meistersinger von Nürnberg am 18. Juli stellte er den dritten Akt fertig. Ende
September schreibt er an seinen Bruder:
Meine sieben Rabensöhne befinden sich endlich im Hoftheater und sind angenommen, doch kann es
Februar bis zur Aufführung werden, denn so eine Opera ist ein gar "gefährlich und langwürig Ding"-
wie Abraham a Santa Clara sagen würde.-Bülow, den ich heute darüber gesprochen, verspricht großen
Erfolg, ich (für meine Person) würde bei einem dramatischen Erstlingswerk schon mit einem mäßigen
Erfolg zufrieden sein.”
Am 28. Dezember stellte Rheinberger den Klavierauszug fertig und begann sogleich mit
einer Fassung der Ouvertüre zu zwei Händen, welche am 3. Jänner 1869 vollendet war.
Ende Jänner beginnt Rheinberger bereits an einem Arrangement der Ouvertüre für vier
Hände zu arbeiten. Am 2. April fand die erste Klavierprobe im Theater statt.”
Die Hauptprobe fand am 22. Mai statt. Fanny schreibt dazu in ihrem Tagebuch: „Alles
ging vorzüglich. Die Direktion war eben so nobel wie die Composition. Nur wenige
Auserlesene hörten zu, waren aber ganz begeistert. Ein poetischer Duft schwebt über
dem Ganzen.'^^ Am 23. Mai 1869 fand die Uraufführung der Oper in München statt. In
der Besetzung finden sich die ersten Sánger der Münchner Hofoper: Sophie Diez als
? Josef Rheinberger an seinen Bruder David, 12. Oktober 1863, in: Briefe und Dokumente ,Bd. 2, S. 30.
? Vgl. Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Augsburg, Nr. 331 vom 26.11.186, in: Briefe und Dokumente,
Bd. 2, S. 41.
?! Vgl. Theodor Kroyer, Josef Rheinberger, S. 97.
? Josef Rheinberger an seinen Bruder David, Ende September 1868, Josef Gabriel Rheinberger, Briefe
und Dokumente seines Lebens, Bd. 3, hg, von Harald Wanger und Hans-Josef Irmen, Vaduz 1983, S. 3.
? Vgl. Fanny Rheinberger, Tagebucheintrag vom 28. Dezember 1868, 25. Und 26. Januar 1869, 2. April
1869, in: Josef Gabriel Rheinberger, Briefe und Dokumente, Bd.3, S. 23
27, 36.
?^ Fanny Rheinberger, Tagebucheintrag vom 22. Mai 1869, in: Briefe und Dokumente, Bd. 3, S. 48.
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