Volltext: Beiträge zum liechtensteinischen Recht aus nationaler und internationaler Perspektive

Rechts. Daher dürfen auch Verwaltungsbehörden und Gerichte im Rah- men der Vollziehung nicht die Ansicht vertreten, die vom EGMR fest- gestellte Konventionsverletzung liege nicht vor.37Stellt der EGMR einen Verstoss gegen die EMRK fest, hat der betroffene Vertragsstaat daher die Pflicht, die Konventionsverletzung zu beenden.38Das heisst, der verur- teilte Staat hat «alle notwendigen generellen und/oder individuellen Massnahmen zu ergreifen, um die Verletzung schnellstmöglich zu been- den».39Der betroffene Vertragsstaat hat zudem darauf hinzuwirken, dass in Zukunft gleichartige Konventionsverletzungen unterbleiben.40Ist die Konventionsverletzung durch die Anwendung eines innerstaatlichen Gesetzes erfolgt, so hat der Vertragsstaat das nationale Recht zu 82Hugo 
Vogt 37 Vgl. Haidenhofer, S. 804, mit Hinweis auf die österreichische Rechtsprechung. Siehe auch Polakiewicz, S. 227 ff.; Okresek, Rz. 13. Zurückhaltend Hass, S. 72 ff., die aus- führt, dass durch ein Urteil des EGMR in erster Linie der verurteilte Vertragsstaat verpflichtet werde und eine weitergehende Bindungswirkung der Urteile nur völ- kerrechtlich begründet werden könne. 38 Vgl. Grabenwarter/Pabel, EMRK, S. 103, Rz. 3; Meyer-Ladewig, S. 396, Rz. 25. Eingehend zur Beendigungspflicht siehe Rohleder, S. 66 ff. 39 Haidenhofer, S. 805. Hinsichtlich genereller Massnahmen siehe die Piloturteile: Bro- niowski gegen Polen, Urteil vom 22. Juni 2004, Nr. 31443/96, abrufbar unter <www.echr.coe.int>; sowie Hutten-Czapska gegen Polen, Urteil vom 19. Juni 2006, Nr. 35014/97, abrufbar unter <www.echr.coe.int>. Zur Beendigungspflicht siehe Assanidse gegen Georgien, Urteil vom 8. April 2004, Nr. 71503/01, abrufbar unter <www.echr.coe.int/echr>, Ziff. 202 f. Der EGMR hat dort festgestellt: «As regards the measures which the Georgian State must take [...], subject to supervision by the Committee of Ministers, in order to put an end to the violation that has been found, the Court reiterates that its judgments are essentially declaratory in nature and that, in general, it is primarily for the State concerned to choose the means to be used in its domestic legal order in order to discharge its legal obligation under Article 46 of the Convention, provided that such means are compatible with the conclusions set out in the Court’s judgment [...]. This discretion as to the manner of execution of a judgment reflects the freedom of choice attached to the primary obligation of the Contracting States under the Convention to secure the rights and freedoms guaran- teed (Article 1) [...]. However, by its very nature, the violation found in the instant case does not leave any real choice as to the measures required to remedy it. [...]. In these conditions, having regard to the particular circumstances of the case and the urgent need to put an end to the violation of Article 5 § 1 and Article 6 § 1 of the Convention [...], the Court considers that the respondent State must secure the appli- cant’s release at the earliest possible date.» Die Entscheidung ist auszugsweise in deutscher Übersetzung abgedruckt in EuGRZ 2004, 268 ff. (275). Vgl. hierzu auch Grabenwarter/Pabel, EMRK, S. 105 f., Rz. 7; siehe auch Pietrowicz, S. 52 f. 40 Vgl. Haidenhofer, S. 805.
	        

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