sind allerdings nicht immer ein taugliches Mittel, um «common sense» und «common reason» zu fördern. Deutschland sollte dem «common sense» seiner Bürger mehr Raum geben und Vertrauen schenken. Umge- kehrt meine ich, dass die Schweiz ernsthaft Verfahren prüfen soll, der dem Verfassungsrecht immanenten «public reason» und «political fair- ness» effektiver zur Nachachtung zu verhelfen. Direkte Demokratie ist aber getragen von politischen Rechten der Bürger, den sogenannten Volksrechten. Im Zentrum steht der «Aktivbür- ger», der «citoyen actif», wie er von Sieyès – man lese den aufschlussrei- chen Aufsatz von Alois Riklin14– im Laufe der Französischen Revolu- tion so prägnant umschrieben wurde. «Vernunft» appelliert an den Intel- lekt. Demokratie aber bedeutet auch «Empörung» («indignation»), «Engagement» («compassion») und «Solidarität» («fraternité» in der Diktion der Französischen Revolution).15Herbert Wille verkörperte beide Seiten der direkten Demokratie: die intellektuelle und die affektive. Das Feld ist offen für viele spannende Diskussionen über weitere Entwicklungen der Demokratie im Rahmen des Staatsrechtes, des Euro- parechts und des Völkerrechts. Francis Fukuyama fand: «The alternative narrative is out there, waiting to be born».16 116Daniel
Thürer kript 2012, S. 1; John Rawls, A Theory of Justice, Cambridge Mass., revised edition 1999, S. 3. 14 Sieyès und die Helvetik, in: Zeitschrift für Schweizerisches Recht, Band 131 (2012) I, Heft 3, S. 233–254. 15 Vgl. etwa Daniel Thürer, Von Menschenrechten, Bürgertugenden und neuen Feu- dalismen, Zürich und St. Gallen 2011, S. 17. 16 Francis Fukuyama, The Future of History – Can Liberal Democracy Survive the Decline of the Middle Class?, in: Foreign Affairs January/February 2012, S. 61.