Volltext: Liechtenstein und die deutsche Steueraffäre:

Fazit. Die eher moderaten AuDerungen von Seiten der Steuerzahler zeigen nicht nur eine 
andere Kommunikationskultur, sondern auch die schwache Stellung dieser Gruppe 
aufgrund der tatsáchlich vorgekommenen, nicht legalen Steuerhinterziehungen. 
Unterstützung erhàlt die Interessengruppe der deutschen Steuerzahler aus der deutschen 
Wirtschaft: | Der gláserne Steuerbürger darf nicht die Antwort der Politik auf eigene 
Versáumnisse bei der Reform unseres Steuersystems sein.“ (Chef des Bundesverbandes 
Mittelstándischer Wirtschaft, Mario Ohoven, Euro am Sonntag, 24.2.2008, 8) und ,,Bessere 
Steuermoral resultiert aus einem durchgängigen, simplen System ohne Ausnahme, das jeder 
versteht, das alle Bezieher gleicher Einkommen gleich behandelt und Verfehlungen 
angemessen ahndet."^ (Chef von RWE, Jürgen Grossmann, Handelsblatt, 25.2.2008, 5). Sogar 
der Prásident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, unterstützt diese 
Meinung: ,Das Steuerrecht ist zu kompliziert und unüberschaubar geworden. [...] Es ist 
durchgehend zu beobachten, dass das Rechtsbewusstsein der Bürger zurückgeht." (Papier, 
Die Welt, 22.2.2008, 11) 
— Fazit: Diese Unterstützung kommt unvermutet und zeigt die echten Probleme wertneutral 
auf. 
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf Liechtensteiner Seite die Staatsanwaltschaft, 
die vom Datendiebstahl betroffene LGT-Bank und der Liechtensteiner Bankenverband als 
Interessengruppen-Akteure in Erscheinung traten. Entweder, um die Lage zu schildern - so 
ein Sprecher der LGT in der FTD vom 20.2.2008 (S. 1 und 26) ,,Unser Problem ist, dass wir 
nicht wissen, auf welches Material sich die deutschen Ermittler stützen. — oder ihren Stand- 
punkt darzulegen — wie Michael Lauber, der Geschäftsführer des LBV in der SZ vom 
26.2.2008: „Das ist vorwiegend ein deutsches Problem.“ 
Auf deutscher Seite waren es die Staatsanwaltschaften, Steuerbehörden, Steuerfahnder und 
die Steuer-Gewerkschaft, die alle mehr oder weniger dasselbe Interesse hatten, nämlich 
Steuerhinterziehung und die Verbringung von eigentlich dem deutschen Fiskus zustehenden 
Steuergeldern ins Ausland zu unterbinden, mit welchen Mitteln auch immer. Auf der anderen 
Seite der unterschiedlichen Interessen gab es den Bund deutscher Steuerzahler, mit 
Unterstützung aus der Wirtschaft und den Gerichten, der die Unübersichtlichkeit der 
deutschen Steuergesetze und die hohen Steuern für die Steuerunehrlichkeit verantwortlich 
machte und dessen Interesse in der Herabsetzung der Steuern und Vereinfachung des 
Steuersystems liegt. 
6.5.3 Die Massenmedien 
Diese sind auf individueller und organisatorischer Ebene mit anderen Bereichen der 
Gesellschaft verknüpft und stellen eine Unterkategorie der Öffentlichkeit dar. Ihre Haupt- 
funktionen sind Information und soziale Orientierung. Der Journalist konstruiert aus der 
wahrgenommenen Wirklichkeit aktiv eine mediale Realität, die von einer Vielzahl von 
individuellen und systembedingten Faktoren mitbestimmt wird. Medienrealität ist ein 
kollektives Produkt, das von den beteiligten Individuen, Organisationen und deren Inter- 
aktionen sowie von der Interaktion mit der Umwelt bestimmt wird (vgl. Eichhorn 2005, 154). 
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