zurückkehrten und verhaftet wurden.”“ Afra Anna Maria Knobel und Anton
Bauer wurden nach ihrer Rückkehr aus Rom im April 1852 in Nendeln
aufgegriffen und nach Vaduz geführt. Bei seinen «Nachforschungen auf
fremde herumvagierende Leute» sei der Bericht erstattende Polizeimann
Öhri auf diese Personen gestossen und habe sie verhaftet: «Der Mann davon
nennt sich Anton Bauer und ist ein Kesselflicker oder Korbmacher aus
Lustenau, der sich mit der Anna Maria Knobel von Triesnerberg, die eben
schon drei uneheliche Kinder, wovon das jüngste kaum jährig ist, in unsitt-
licher Gemeinschaft herumtreibt. Sie wollen in Rom gewesen, und dort
getraut worden seyn. Ich übergebe die ihnen abgenommenen Pässe, und
einen lateinischen Brief,” und stelle diese Leute zu weiterer Verfügung».
Afra Anna Maria Knobel war mit einem im Jahr 1851 in Vaduz ausge-
stellten Reisepass nach Rom gereist.” Das Oberamt in Vaduz hatte ihr diesen
Pass für die Gültigkeit eines Jahres «zur Reise und Aufenthalt in den k. k.
österr. Staaten» ausgestellt.” Zu einer Weiterreise nach Italien war Afra Anna
Maria Knobel folglich nicht befugt. Trotzdem gelang ihr die Reise nach Rom,
wie die im Reisepass enthaltenen schriftlichen Bestätigungen zeigen.”
Bei ihrer späteren Vorladung beim Regierungsamt in Vaduz gab Afra
Anna Maria Knobel am 17. April 1852 Folgendes zu Protokoll: «Vor ungefähr
zwei Jahren lernte ich den Anton Bauer zu Beschling'® im Hinterlande
kennen, und habe eben mit ihm ausserehelich den Franz Martin erzeugt.
Das Verlangen, unser Verhältnis in ein eheliches umzugestalten, bewog
den Anton Bauer zu dem Vorschlage nach Rom zu wandern und uns dort
kopuliren zu lassen, weil wir wussten, dass wir hiezu in unserer Gemeinde
und Heimath die Bewilligung hiezu nicht erhalten werden. Ich war damit
einverstanden, wir wanderten nach Rom, wo wir um's Neujahr herum
angekommen sind. Wir verfügten uns zum Pater Huber, den ich anders
nicht kenne, der die Copulations-Sachen unter sich hat, und bei dem wir
eine Bittschrift einlegen mussten, der sie gerade selbst ausgefertigt hat. In
Anwesenheit zweier anderer Geistlicher mussten wir einen Eid ablegen,
dass wir beide ledigen Standes seyen, und nachdem wir den Eid geleistet
auch Unterricht erhalten hatten, sind wir etwa zwei Wochen nach unserer
Ankunft in Rom ohne Aufgebot in der St. Peterskirche in einer Nebenkapelle
förmlich und priesterlich getraut worden, wofür wir drei Gulden Silber
bezahlen mussten [...] Während unserem Zusammenleben haben wir
unser Brod durch Korbmachen und Stricken verdient, und sind nieman-
dem zur Last gefallen. Dieses ist nun alles was ich anzugeben vermag.»'“"
Laut Aussage von Afra Anna Maria Knobel hatte das Paar ihr gemeinsames
Kind Franz Martin nach Rom mitgenommen. Die zwei älteren Kinder
hingegen seien während der Zeit ihrer Reise bei der Schwester ihres
Mannes untergebracht gewesen.'®*
X
ULLA J 3/5 1852/2: Anton Bauer, Lustenau,
Vagieren mit Afra Anna Maria Knobel aus
Tiesenberg; LI LA J 3/5 1854/26: Untersu-
<hung des Josef Bauer und der Kreszentia
Knobel wegen Übertretung gegen die
Öffentliche Sittlichkeit und unbefugter
erehelichung im Ausland.
1 LA) 3/5 1852/2: Anton Bauer, Lustenau,
Yagieren mit Afra Anna Maria Knobel aus
Triesenberg. Auszug aus dem Trauschein,
ausgestellt in Rom am 24. Januar 1852:
«Anton Bauer aus der Pfarrei Lustenau hat
sich mit Anna Maria Knobel aus der Pfarrei
Triesenberg verehelicht» (Übersetzung von
Klaus Biedermann, Original auf Latein).
ULLA J 3/5 1852/2: Auf dem Regie-
‚ungsamt in Vaduz aufgenommene
Meldung des Polizeimanns Öhri aus
Nendeln, 17. April 1852,
Db der Reisepass ihres Partners Anton
Bauer für die italienischen Staaten gültig
war, ist offen. Sein Reisepass fehlt im
Aktenbestand des Liechtensteinischen
'andesarchivs.
LI LA J 3/5 1852/2, Reisepass für Afra Anna
Maria Knobel, 1851: «A Maria Knobel ist
kath. 37-jJährig [sic}, ledig, von mittlerer
Statur, mit länglichem Gesicht, grauen
Augen, braunen Haaren, mittlerer Nase und
mittlerem Mund.» Ebenfalls eingetragen
waren «deren Kinder Josef 11 Jahre, Jakob
5 Jahre, Frz, Martin 1 Jahr alt».
Vor ihrer Italienreise war Afra Anna Maria
Knobel vor allem in Vorarlberg unterwegs
gewesen. Ihr Reisepass hat folgende
Einträge: 21. Mai 1851 Gallmist, 25. Mai
Nenzing, 26. Mai Nofels, 3. Juni Altenstadt,
17. Juni Satteins, dann nach Ludesch;
20. Juni Bludesch, dann nach Gallmist,
25, Juli Gallmist, dann nach Feldkirch;
4. August Altenstadt; 7. August Göfis,
dann nach Thüringen; 12. August Gallmist;
29, Oktober Gallmist, dann nach Bludenz:
4. November von Bludenz nach Landeck
m Tirol; 8. November von Landeck nach
Meran; von Meran am 14, November
weiter nach Fondo im Trentino, am
14. Dezember in Modena und am
‚6. Dezember in Bologna eingetroffen,
am 25. Dezember Bestätigung über
Aufenthalt im Kirchenstaat. Auf dem
Zückweg aus Rom hielt sich Afra Anna
Maria Knobel am 18. Februar 1852. in
DYacenza auf,
Zur Marktgemeinde Nenzing (Vorarlberg)
gehörender Ortsteil,
1 LA) 3/S 1852/2: Anton Bauer,
„ustenau, Vagieren mit Afra Anna
Viaria Knobel aus Triesenberg.
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