Volltext: Grundrechtspraxis in Liechtenstein

2.2Ermessensspielraum des Gesetzgebers Nach der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes ordnet der Gesetzge- ber eine Materie der Verwaltung oder der Gerichtsbarkeit zu.85Er ist in der Abgrenzung grundsätzlich frei, ist aber an die von der Verfassung im jeweiligen Vollziehungsbereich festgelegte Entscheidungsstruktur, wie er sie beim Recht auf den ordentlichen Richter vorfindet, gebunden.86 Neben diesen verfassungsrechtlichen schränken auch völkerrechtliche Vorgaben, insbesondere die EMRK, den grundsätzlichen Ermessens- spielraum des Gesetzgebers ein. So stellen bei der Ausgestaltung der Zu- ständigkeitsordnung sowohl Art. 33 Abs. 1 LV (und Art. 43 LV) als auch die EMRK an den Gesetzgeber je nach Materie und Einzelfall bestimmte Minimalanforderungen.87 2.3Keine völlige Trennung von Justiz und Verwaltung Der Grundsatz der Gewaltenteilung, der gemäss Staatsgerichtshof kein eigenes Grundrecht, jedoch einen zentralen Grundsatz des Rechtsstaates sowie einen Teilaspekt des Rechts auf den ordentlichen Richter dar- stellt,88engt den Gesetzgeber, solange er die von der Verfassung vorge- gebene Entscheidungsstruktur respektiert, nicht ein, eine Materie der Verwaltung oder Gerichtsbarkeit zuzuteilen.89So statuiert die liechten- 349 
Recht auf den ordentlichen Richter 85Vgl. StGH 2009/21, Urteil vom 14. Dezember 2009, nicht veröffentlicht, S. 4 Erw. 2. 86StGH 1982/37, Urteil vom 1. Dezember 1982, LES 1983, S. 112 (114 f. Erw. 6), und StGH 1983/6, Urteil vom 15. Dezember 1983, LES 1984, S. 73 (74 Erw. 3); vgl. aus der jüngeren Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes etwa StGH 2009/2, Urteil vom 15. September 2009, <www.gerichtsentscheide.li>, S. 17 f. Erw. 3; StGH 2010/2, Urteil vom 29. März 2010, nicht veröffentlicht, S. 22 f. Erw. 4.2; StGH 2010/21, Urteil vom 29. März 2010, nicht veröffentlicht, S. 21 f. Erw. 2.2, und StGH 2010/22, Urteil vom 29. März 2010, nicht veröffentlicht, S. 22 ff. Erw. 2.2, jeweils im Zusammenhang mit dem Grundsatz der Gewaltenteilung unter Hinweis auf StGH 1982/37, LES 1983, 112 (115) und StGH 1983/6, LES 1984, 73 (74 Erw. 3); siehe auch Höfling, Grundrechtsordnung, S. 232 f. 87Vgl. für Österreich Berchtold, Recht, S. 717; vgl. auch aus der jüngeren Rechtspre- chung des Staatsgerichtshofes StGH 2010/94, Urteil vom 30. August 2011, nicht veröffentlicht, S. 6 f. Erw. 2 ff. 88StGH 2010/2, Urteil vom 29. März 2010, nicht veröffentlicht, S. 22 f. Erw. 4.2; StGH 2009/2, Urteil vom 15. September 2009, <www.gerichtsentscheide.li>, S. 17 f. Erw. 3; StGH 2000/28, Entscheidung vom 17. Juli 2002, LES 2003, S. 243 (248 Erw. 2.1); vgl. auch Vogt, Willkürverbot, S. 335, und StGH 2010/80, Urteil vom 29. No- vember 2010, <www.gerichtsentscheide.li>, S. 10 Erw. 2.1. 89StGH 1982/37, Urteil vom 1. Dezember 1982, LES 1983, S. 112 (114 f. Erw. 6); StGH 1983/6, Urteil vom 15. Dezember 1983, LES 1984, S. 73 (74 Erw. 3); StGH19 20
	        

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