Die Verfassung der «Vereinigten Staaten
von Amerika» von 1787
Föderalismus als (Inter)nationale Ordnung
Robert Schütze*
1. Einleitung
Der Fóderalismus hat eine lange «Reise durch die Zeit auf der Suche
nach Sinn» gemacht! Sein etymologischer Ursprung liegt im «foedus» —
einem Wort, das Vertrag bedeutete? Vertragliche Bindungen können
aber verschieden geschlossen werden und das fóderale Prinzip war daher
für eine Vielzahl konzeptioneller Richtungen offen. Schon früh wurde
die Idee des Fóderalismus mit Vereinbarungen politischer Ordnungen
assoziiert. Es gab aber keine antike Theorie des Fóderalismus? und auch
im Mittelalter fand das fóderale Prinzip nur wenig Licht zum Wachsen.*
Der moderne Fóderalismus tritt erst mit dem Entstehen des neuzeit-
Alle Übersetzungen sind die des Verfassers. Ich danke herzlich Daniel Halberstam
und Konrad Lachmayer.
1 S. R. Davis, The Federal Principle: A Journey through Time in the Quest of Mea-
ning (University of California Press, 1978). Für ebenso brilliante Einführungen,
siehe auch: O. Beaud, Théorie de la Fédération (Presses Universitaires de France,
2007); E. Deuerlein, Fóderalismus: Die historischen und philosophischen Grundla-
gen des fóderativen Prinzips (List, 1972); R. Kosseleck, Bündnis, Fóderalismus,
Bundesstaat, in: O. Brunner, W. Conze & R. Kosseleck (Hrsg.), Geschichtliche
Grundbegriffe: Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland
(Klett, 1974-97), 582; M. Forsyth, Union of States: The Theory and Practice of
Confederations (Leicester University Press, 1981); und B. Voyenne, Histoire de
l'idée federalist: Les Sources (Presses d'Europe, 1973).
2 Der lateinische Begriff «foedus» bezieht sich auf «fides» — die «Treue» und das «Ver-
trauen». Das Mittelalter fügt ihm manchmal das Präfix «kon» hinzu. Das Ergebnis
war ein Pleonasmus, der unterstrich, dass es sich um eine Vereinigung von Men-
schen «mit» Menschen handelte (s. B. Voyenne, ibid., 61).
3 In der griechischen Philosophie wird die Foderation (koinon) vom Stadtstaat (polis)
überschattet, siehe: E. Deuerlein (Fn. 1), 307. Im Rômischen Reich ist foedus ein Mi-
litàirbündnis, bei dem die con-foederati sich Treue schworen.
4 Der mittelalterliche Universalismus marginalisiert die konstitutionellen Theorien
der politischen Verschiedenheit, siehe: S. R. Davis (Fn. 1), 35.
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