Volltext: Europäischer Föderalismus im Licht der Verfassungsgeschichte

Peter Geiger 
«... weil ich die feste Uberzeugung hege, dass der nichste europii- 
sche Krieg, oder die nächste Revolution in Deutschland diese klei- 
nen Staaten, wenn sie vereinzelt bleiben, über den Haufen wirft.» 
Der Württemberger Abgeordnete Moritz Mohl, als Jurist und Ober- 
steuerrat in Stuttgart tätig, wollte die kleinen Staaten ohne weiteres 
zwangsweise vereinigt oder grösseren angeschlossen sehen, denn frei- 
willig würden die Dynasten gewiss nicht abtreten. Für seine Argumen- 
tation zog Mohl die gróssere Geschichte heran, und er wagte ebenfalls 
eine Ableitung für die Zukunft: 
«... Sehen Sie auf die Geschichte, so werden Sie finden, dass die 
tausendjáhrige Zersplitterung von je her der Grund von allem Un- 
glück Deutschlands war. Was anderes hat uns denn den dreissig- 
jährigen Krieg zugezogen? was anderes die Einfälle von Ost und 
West, die Plünderung und Misshandlung der Deutschen bei jedem 
Anlass? Und sehen wir nicht in der nächsten Zukunft vielleicht 
wieder Angriffen von Ost und West entgegen, denen wir uns ganz 
ruhig gegenüber stellen könnten, wenn wir e in e Nation wä- 
ren?» 
Das Protokoll vermerkt hier «Beistimmung» aus dem Paulskirchen- 
plenum.* Uns Heutige indes, die wir auf jene damals offene «nächste Zu- 
kunft» zurückschauen, beschleichen Gedanken zu Bismarcks Zweifron- 
tenkriegs-Besorgnis und zu Deutschland vor und in den zwei Weltkriegen. 
Der Abgeordnete Friedrich Gottlieb Becker aus dem kleinen Sach- 
sen-Gotha, wieder nàher am Kleinstaatenproblem, rückte manche Argu- 
mentation zurecht: 
«... Es ist ein irrthümliches Mitleiden mit der sogenannten Klein- 
staaterei, das diesen Mediatisierungsbestrebungen zum Grunde 
liegt. Es ist bei vielen zur fixen Idee geworden, ein sogenanntes po- 
litisches Leben, welches jetzt für das hochste Gut der Menschheit 
ausgegeben wird, könne nur in unmittelbar grossartigen Verhält- 
nissen sich entwickeln.» 
32 Ebenda, Bd. 5, S. 3824, 4. Dez. 1848. 
33 Ebenda, Bd. 5, S. 3824, 4. Dez. 1848. 
34  Ebenda. 
35  Ebenda, Bd. 5, S. 3828, 4. Dez. 1848. — Zit. auch bei Geiger, Geschichte, S. 139. 
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