Peter Geiger
tember 1848, dann folgte Karl Schádler von Januar bis April 1949.1?
Schon der Blick auf die Landkarte des Deutschen Bundes zeigt, wie
schwierig neben allem andern die Frage der territorialen Vereinheitli-
chung oder Berücksichtigung war.
Im November und Dezember 1848 wurde bei den Verfassungsbera-
tungen in der Paulskirche über die künftige Gestalt Deutschlands einge-
hend auch über die Zukunft der Kleinen geratschlagt. Diese wurden un-
ter den Begriff «kleinere Staaten» gefasst, sie waren ja ihrerseits wieder
sehr ungleich nach Fläche und Einwohnern. Die verschiedensten Anträge
von Paulskirchenabgeordneten, teils ganzen Gruppen, gingen ein, von
Oktober bis Anfang Dezember. Sie wurden im Verfassungsausschuss be-
redet und an einen dreiköpfigen Unterausschuss delegiert. Am Montag,
4. Dezember 1848, wurden sie im Paulskirchen-Plenum beraten. Liech-
tenstein war nicht vertreten, da Peter Kaiser Ende September 1848 heim-
gekehrt war und Karl Schàdler erst im Januar 1849 in Frankfurt eintraf.
Die gesamten Verhandlungen wurden stenographisch festgehalten
und sogleich publiziert, man konnte sie jeweils tags darauf schon im
Wortlaut lesen.? Insgesamt kónnen wir die in Antrágen und Wortmel-
dungen geáusserten Mediatisierungsvorschlàge nach drei Richtungen
unterscheiden: Zusammenschliessen oder anschliessen oder reichsun-
mittelbar machen.
So wollten die einen die kleinen Staaten zu grösseren, lebensfähigen
Staaten zusammenschliessen. Ein Abgeordneter meinte, man sollte
Deutschland überhaupt neu einteilen, in etwa zehn ungefähr gleichge-
wichtige Staaten. Gemäss einem andern Antrag, von zwei Dutzend Ab-
geordneten unterzeichnet, sollte das künftige Deutsche Reich aus noch
21 Staaten bestehen. Auf der Liste dieser 21 Staaten figurierte als neu zu
bildender Staat unter anderem:
«18. Tirol (mit Vorarlberg und Lichtenstein)».
19 Zu Peter Kaiser und Karl Schádler in der Paulskirche siehe Geiger, Geschichte,
$. 125-157.
20 Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden
Natuonalversammlung zu Frankfurt am Main, Herausgegeben auf Beschluss der
Natuonalversammlung durch die Redactions-Commission und in deren Auftrag von
Professor Franz Wigard, 9 Bde., Frankfurt a. M. 1848/49, dazu Registerband 1850.
Elektronisch verfügbar: Digitale Bibliothek, Münchener Digitalisierungszentrum:
http://mdz10.bib-bvb.de/-db/ausgaben/uni_ausgabe.html?projekt=1182243493.
21 Verhandlungen Nationalversammlung, Bd. 4, S. 2747, 19. Okt. 1848.
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