Volltext: 25 Jahre Liechtenstein-Institut

Was also erklärt die in neuerer Zeit so gestiegene Aufmerksamkeit, die diesem Thema von Philosophen, Soziologen, Ökonomen, Politikern gewidmet wird.2Drei Faktoren dürften dafür besonders verantwortlich sein. Eines ist sicher die tiefgreifende Wirkung, welche die mikroelek- tronische Revolution und die mit ihr verbundenen Informations-, Kom- munikations- und Beschleunigungsmöglichkeiten für die Errichtung und Bewältigung umfangreicher und weit verzweigter Organisationen auslöste. Der sprunghafte Anstieg in der Zahl und dem Einfluss transna- tionaler Konzerne, auf die heutzutage mehr als ein Drittel der Weltpro- duktion und zwei Drittel des Weltaussenhandels entfallen, ist dafür das spektakulärste, aber nicht das einzige Beispiel. Auch andere Organisa- tionen, politische, wissenschaftliche und kulturelle, haben durch den technischen Fortschritt neue und erweiterte Verknüpfungsmöglichkei- ten gewonnen. Der zweite «revolutionäre» Faktor war der Zusammenbruch des Sowjet- und osteuropäischen kommunistischen Systems, der plötzlich neue und engere wirtschaftliche Kontakte und Veränderungen ermög- lichte. Parallel mit dieser Neuordnung kam es auch zu einer stärkeren Verschiebung zur neoliberalen Ideologie eines weltweiten deregulierten Wirtschaftssystems. Und drittens fällt schliesslich in diese Periode die wachsende Erkenntnis, dass ökologische Faktoren einer ständig wach- senden Wirtschaft Grenzen setzen, die eine weltweite Zusammenarbeit erfordern, wenn man ernste Mangelerscheinungen und Naturkatastro- phen vermeiden will. Die vage Abgrenzung und Vielfältigkeit des Globalisierungsbe- griffs hat zu einer ausufernden Literatur mit verschiedensten Einschät- zungen und Bewertungen des Globalisierungsprozesses geführt. Ähn- lich wie etwa vor fünfzig Jahren die Ausbreitung von Automatisie- rungsprozessen eine Flut von Artikeln mit dem Titel und Inhalt «Auto- mation: Segen oder Fluch?» nach sich zog, finden wir in der heutigen Globalisierungsliteratur häufig – explizit oder implizit – diese bange Frage: Segen oder Fluch?3 374Kurt 
Rothschild 2Ulrich Beck spricht vom «neuen Rätsel- und Drohwort Globalisierung» (Beck 1998, S. 7). 3Siehe zum Beispiel den Titel einer IMF-Publikation (IMF 2000): «Globalization: Threat or Opportunity?»
	        

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