Volltext: 25 Jahre Liechtenstein-Institut

ten Anmassung. Für den Politiker besteht diese Anmassung darin, der Versuchung zu erliegen, man könne Wissenschaft um den Preis der Macht bekommen. Die Gefahr für den Wissenschaftler andererseits be- steht vor allem in Überheblichkeit – um es mit den Worten des Moleku- larbiologen und Nobelpreisträgers François Jacob zu sagen: ‹in der Ge- wissheit, recht zu haben›». Daraus schliesse ich: Forschen ist ein immerwährendes Suchen, ein Beitrag zum Weiterdenken für sich selbst und für andere. Die Forschen- den sind verpflichtet, auf einen immerwährenden Diskurs einzutreten. Das bedeutet, dass ergebnisoffene Forschungsarbeit betrieben wird, de- ren Resultate ausschliesslich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beru- hen. Diese Grundsätze galten für das Liechtenstein-Institut von Beginn seiner Tätigkeit an und sie sind bis heute beibehalten worden. Dass die Ergebnisse und Erkenntnisse wissenschaftlichen Forschens nicht immer und überall nur Zustimmung hervorrufen, ist eine logische Konsequenz dieser Haltung. Sachbezogene Kritik zu erarbeiteten Erkenntnissen ist willkommen, und wenn nötig, sind Korrekturen vorzunehmen. Wie hoch der Anspruch an die Wissenschaftler ist, zeigt ein Zitat des «eigenbrötlerischen Querkopfs» Einstein. Er soll gesagt haben: Wis- senschaftler seien «ehrenhafter» als andere Menschen. Diese Äusserung kann wohl als überheblich oder vielleicht als naiv verstanden werden. Sie ist aber in ihrer Anspruchshaltung eine grosse Herausforderung an die Wissenschaftler. Wenn die Wissenschaft diesem Anspruch genügen kann, – das heisst, wenn das Streben nach Wahrhaftigkeit als Grundsatz gilt – so ist es auch möglich, die Ergebnisse der Forschung einzuordnen und qualitativ zu beurteilen. Damit verbinde ich die Überzeugung, dass über die Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit nicht eine politische Instanz und auch nicht die Einzelaussage einer Person gültig urteilen kann. Darüber wird letztlich die «scientific community», die internatio- nale Forschungswelt, entscheiden. Dazu möchte ich nochmals eine Aussage von Hans-Jörg Rheinber- ger anführen (Hans-Jörg Rheinberger, Wissenschaftsfreiheit und Wis- senschaftsförderung Gedanken zum Verhältnis von Staat und Wissen- schaft. In: Kleine Schriften 27, Vaduz 1998, S. 37–38): «Gerade deshalb bedürfen unsere modernen wissensbasierten Gesellschaften noch mehr als früher des Sektors der sogenannten akademischen Forschung, die we- niger auf Aussensteuerung als vielmehr auf Selbstregulierung begründet und theorieorientiert bleiben muss. Dass Forschungsfinanzierung unter 368Rupert Quaderer
	        

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