Volltext: Jahrbuch (2017) (116)

weisse Stelle. Diese Stelle sei ihm in seiner Jugendzeit 
beigefügt worden, 
«und von welcher sie dermal die Vermuthung habe, dass 
er irgendwo werde gebrandmarkt worden seyn.» 
Zudem hátte Katharina Ochsli dem Oberamt in Baden mit- 
geteilt, Bello spreche franzósisch, italienisch und deutsch. 
Von Beruf sei er ein Kramer. Er habe «schwarze Haare, 
schwarze Augen [und] ein blatternarbigtes Gesicht».” 
Das Zivil- und Kriminalgericht in Feldkirch wiinschte 
ferner Einvernahmen des im Zuchthaus in Chur einsit- 
zenden Stráflings Joseph Brunet, genannt Stokersepp, 
eines Bruders von Katharina Unold sowie von Elisabeth 
Unold. Letztere, mittlerweile verstorben, war selbst über 
zehn Jahre mit Karl Bello zusammen gewesen. Vorerst 
einmal setzte das Feldkircher Gericht sein Verhór mit 
Katharina Unold fort, da diese Frau einer gewissen Mit- 
schuld an den Vergehen von Karl Bello bezichtigt 
wurde.!9? 
Katharina Unold gab am 27. Dezember 1822 zu, sie sei 
1806 wáhrend eines halben Jahres mit Karl Bello herum- 
gezogen. Wiahrend dieser Zeit sei ihre Schwester Elisa- 
beth Unold in Wangen im Allgàu verhaftet gewesen. 
Katharina Unold sei vor allem in der Gegend um Wein- 
garten und Marktdorf in Oberschwaben unterwegs ge- 
wesen, und sie sei damals von Karl Bello schwanger ge- 
wesen. Im Frühjahr 1807 gebar sie die Tochter Elisabeth 
Branner, die — wie bereits erwáhnt — in Schönau im 
Schwarzwald getauft wurde. Ein zweites Mal hätten sich 
Katharina Unold und Karl Bello im Herbst 1817 bei Frei- 
burg im Breisgau getroffen. Sie wären nun noch einmal 
zusammengeblieben, und sie wäre ein zweites Mal von 
ihm schwanger geworden. Ihre Schwester Elisabeth sei 
zu diesem Zeitpunkt bereits schwer krank gewesen. Das 
zweite gemeinsame Kind war die schon erwähnte Mag- 
dalena Kolumb, 1820 als Kleinkind in Bildstein (Vorarl- 
berg) verstorben. Katharina Unolds Beziehung mit Karl 
Bello sei zu Ende gewesen, als dieser Elisabeth Ender aus 
Schellenberg nach Rottweil brachte.!^! 
Sie habe gewusst, dass dieser ein berüchtigter Beutel- 
schneider sei, der auf allen Märkten in der Schweiz, in 
Baden, Württemberg, Bayern und Vorarlberg Gelddieb- 
stähle verübe. Sie sei aber niemals mit ihm auf die Märkte 
gegangen. Sie habe eine sehr gute Verpflegung bei ihm 
gehabt, und er sei auch für die Kindbettkosten aufge- 
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017 
kommen. Bello gab Katharina Unold offenbar Kleider 
von ihrer 1818 verstorbenen Schwester Elisabeth, doch 
die besseren Stücke habe er für seine jetzige Frau [Elisa- 
beth Ender] behalten. Karl Bello habe zu Katharina 
Unold gesagt, die Thomasmärkte in Feldkirch sowie die 
Heiligabendmärkte in Bludenz seien in Bezug auf seine 
Diebstähle die ertragsreichsten für ihn. Doch Geld direkt 
habe sie normalerweise nie von ihm bekommen. Die 
Handelsschaft Bellos mit Mousselin-Stoffwaren und mit 
Strümpfen sei letztlich nur vorgetäuscht gewesen, um 
von den Diebstáhlen abzulenken.'? 
87 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 69: Kriminalakten Karl Bello. Ein- 
vernahme von Katharina Ochsli vor dem Oberamt in Vaduz, zum 
Teil zusammen mit Karl Bello, 1. April 1823. 
88 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 7: Kriminalakten Karl Bello. Proto- 
koll des Bezirksamts Baden, aufgenommen am 17. Oktober 1804. 
89 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 7: Kriminalakten Karl Bello. Schrei- 
ben des Oberamts des Bezirks Baden an das Oberamt in Vaduz, 
7. Dezember 1822. 
90 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 8: Kriminalakten Karl Bello. Schrei- 
ben von Landvogt Joseph Schuppler an Fürst Johann I. von und 
zu Liechtenstein in Wien, 13. Dezember 1822. 
91 LILA RBK 2/1822-1823, Nr. 18: Kriminalakten Karl Bello. Schrei- 
ben der Hofkanzlei in Wien an das Oberamt in Vaduz, 20. Dezem- 
ber 1822. (Antwort auf: LI LA RB K 2/1822-1823, Nr. 8) 
92  LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 11: Kriminalakten Karl Bello. Bericht 
des Oberamts Vaduz über die Durchsuchung des Hauses von 
Karl Bello, mit Auflistung der beschlagnahmten Dokumente; 16. 
Dezember 1822. 
93  Ebenda. Der Auszug aus dem Turiner Taufbuch ist als Dokument 
7 der beschlagnahmten Papiere bezeichnet. 
94  Ebenda. Das Leumundszeugnis aus Bruchsal (Baden) vom 1. Juni 
1818 ist als Dokument 11 der beschlagnahmten Papiere bezeich- 
net. 
95  LILA RB K 2/1822-1823, ohne Nummer. Kriminalakten Karl Bel- 
lo. «Patente de vivandier», ausgestellt in Schónbrunn (Wien) am 
1. Juli 1809 für Karl Bello. 
96 LI LA RB K 2/1822-1823, ad Nr. 44: Kriminalakten Karl Bello. 
Reisepass für Karl Bello, ausgestellt in Vaduz am 16. August 1822 
und unterzeichnet von Landvogt Joseph Schuppler. 
97  LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 16: Kriminalakten Karl Bello. Schrei- 
ben des Oberamtmanns des Bezirks Baden an Landvogt Joseph 
Schuppler in Vaduz, 26. Dezember 1822. 
98  Ebenda. 
99  Ebenda. 
100 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 19: Kriminalakten Karl Bello. Schrei- 
ben des Zivil- und Kriminalgerichts Feldkirch an das Oberamt in 
Vaduz, 27. Dezember 1822. 
101 LILA RB K 2/1822-1823, Nr. 19: Kriminalakten Karl Bello. Ein- 
vernahme von Katharina Unold beim Zivil- und Kriminalgericht 
Feldkirch, 27. Dezember 1822. 
102 Ebenda. 
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