Volltext: Jahrbuch (2017) (116)

schwerem Kerker mit anschliessender Landesverwei- 
sung verurteilt, obwohl er einen guten Ruf hatte.” 
— Joseph Gassner, Gnalp, Triesenberg stahl Heu und 
Milch, seine Strafe: «14tägiger, mit 12 Stockstreichen 
beim Anfang und mit 12 Streichen bei der Entlassung 
verschärfter Arrest» sowie Schadenersatz.” 
— Peter Lampert von Triesenberg wurde am 11. April 
1817 zu einer vierwöchigen Arreststrafe verurteilt, 
weil er zweimal Heu gestohlen hatte. Der Schaden 
(1 Burde) betrug 1 Gulden und 21 Kreuzer. Für die 
Verpflegung im Arrest musste er selber aufkommen.” 
— Anna Maria Beck, verehelicht mit Johann Sely, Trie- 
senberg, stahl dem Andreas Schädler «Grundbiren- 
samen» aus dem Boden. Sie wurde am 31. Mai 1817 
zu einem vierzehntägigen Arrest verurteilt.** 
- joseph Willam, 36 Jahre alt, aus Dornbirn, Familien- 
vater mit zwei Kindern, Zimmermann, seit 12 Jahren 
in Vaduz wohnhaft, stahl im fürstlichen Torkel Wein- 
stein. Er gab an, dass er das aus Not gemacht habe: 
«| Ich] háütte mir dafür einige Müseln Mehl gekauft, denn 
unsere Noth ist gerade jetzt recht gross, wir haben gar 
nichts im Hause, um nur uns eine Suppe kochen zu kon- 
nen.» Er wurde am 9. Juni 1817 zu einem achttágigen 
Arrest verurteilt, der dreimal mit 16 Stockstreichen 
verschärft wurde.” 
— Joseph Kranz, Bauer in Eschen, 37 Jahre alt, verheiratet, 
sieben Kinder, unbescholten, wurde am 20. Juni 1817 
wegen Diebstahls eines Kalbs zu schwerem Kerker von 
sechs Monaten und Schadenersatz von 26 Gulden und 
30 Kreuzer verurteilt. Für die Verpflegung musste er 
selber aufkommen. Von den Kindern ist das jüngste 
(geboren im März 1817) während seiner Untersu- 
chungshaft gestorben ist. Als Motiv für den Diebstahl 
gab er an: «Wir waren neune am Tisch und hatten nichts 
mehr im Hause, denn seit drei Tagen assen wir blos Nes- 
seln; Schulden habe ich gemacht, so viel ich konnte, und 
an mehreren Orten Heu dem Herrn Statthalter um Fesen, 
Grundbirn und Türken gegeben, und weil auch diese Le- 
bensmitteln schon verzehrt waren, so wusste ich, um 
nicht Hungers zu sterben, kein andere Mittel, als mir das 
Kalb zu hohlen.»* Weiter gab er zu, dass er (verbote- 
nerweise) Türken in Feldkirch mahlen liess, weil man 
da auch Grüsche bekommen konnte, die mit dem Tür- 
kenmehl vermischt wurde, damit es mehr ausgab.” 
- Anna Maria Frommelt, geborene Sely, 25 Jahre alt, 
verheiratet, ein fünf Wochen altes Kind, verübte wäh- 
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017 
rend des Sonntagsgottesdienstes bei ihrem früheren 
Dienstherrn einen Einbruchdiebstahl, wobei sie 
100 Kronenthaler und Lebensmittel im Gesamtwert 
von 291 Gulden und 43 Kreuzer mitgehen liess. Sie 
leugnete die Tat zunächst, wurde dann aber von der 
Mutter geschlagen, bis sie gestand. Als Grund für den 
Diebstahl nannte sie ihre Armut. Wegen der relativ 
hohen Deliktsumme wurde sie am 23. Juli 1817 hart 
bestraft: Arreststraffe von acht Monaten und schwe- 
rer Kerker. Der effektive Schaden war gering (1 Gul- 
den), da die Beute wieder beschafft werden konnte.” 
Schmuggel aus Gewinnsucht 
Auch in der Not war es einzelnen Leuten möglich, sich 
einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln anzulegen, der 
über den Eigenbedarf hinausging. Aufgrund der Aus- 
fuhrsperre für Lebensmittel durften diese nicht expor- 
tiert, sondern mussten im Land verkauft werden. Um 
den Schmuggel zu verhindern wurde den Gemeinden 
aufgetragen, die Grenzkontrolle zu verstärken. Die Kon- 
trolle wurde offenbar der Rod nach ausgeübt, das heisst 
die Männer in der Gemeinde mussten die Grenzkon- 
trolle der Reihe nach ausüben. 
78 LI LA RB P1/1817, Umlaufschreiben an die Gemeinden vom 
7. Juni 1817. 
79  LILA AV 2/4, 1816/158, 8. Oktober 1816. 
80  LILA AV 2/4, 1817/133 (Kaufmann) und 1817/134, 24. Mai 1817. 
81  LILA AV 2/4, 1817/139, 26. Mai 1817. 
82  LILA AV 2/4, 1817/171, 14. Juni 1817. 
88  LILA AV 2/4, 1817/174, 17. Juni 1817. 
84  LILA AV 2/4, 1817/212, 29. Juni 1817. 
85 So der nachfolgende Michel Biedermann. Johann Baptist Büchel 
erwähnt einen «Franz Ios. K.» von Ruggell, der 1816 im Gefängnis 
starb; vgl. Büchel, Bendern, S. 161. 
86 LILA AV 2/4, 1817/183, 29. Juni 1817. LI LA RB K2/1817. 
87 LILA AV 2/4, 1817/241, 31.6.1817. 
88 LI LA AV 2/4, 1816/148, 27. September 1816. 
89 LILA RB K2/1817. 
90  Ebenda. 
91  Ebenda. 
92  Ebenda, 31. Mai 1817. 
93  LILA RP K2/1817. 
94  Ebenda. 
95  Ebenda. 
96  Ebenda. 
97  Ebenda. 
98  Ebenda. 
25
	        

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