Nach den Sommerferien 1859 nahm Josef Gabriel seine
Schwester Maly mit nach München, wo sie dann seinen
kleinen Haushalt hesorgte. Vom Sommer 1866 an war sie
dann wieder zu Hause in Vaduz. Es begann für sie eine
traurige Zeit. Zuerst musste sie die lungenkranke
Schwester Lisa pflegen, die schon 1867 starb. Dann er-
krankte der Bruder Anton ebenfalls an der Schwind-
sucht, welcher er im Jahre 1873 erlag. Im selben Jahr
starb ihre Mutter an Typhus und dieser folgte ein Jahr
später der Vater im 85. Lebensjahr. Schliesslich musste
auch Maly selbst am 16. Januar 1876 an einer Halswirbel-
Tuberkulose sterben.”
In ihren letzten Lebensjahren führte sie ein Tagebuch,
welches manche erschütternde Einzelheiten über das
Aussterben eines ganzen Hauses innert weniger Jahre
enthält. Auch die Briefe, die sie in dieser Zeit an die
Schwägerin in München schreibt, geben ein Bild von den
inneren Kämpfen der 34-jährigen Todgeweihten.”
Hermine Rheinberger (1864—1932). Foto aus der Zeit um 1892 von
Wilhelm Lau, Bregenz.
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Hermine Rheinberger (1864-1932):
Schriftstellerin
Hermine Rheinberger war das erste Kind aus der Ehe
des Hauptmanns und Landestechnikers Peter Rheinber-
ger und seiner Frau Therese, geborene Rheinberger. Sie
wurde am 14. Juli 1864 auf Schloss Vaduz geboren, wo
ihr Vater als Kommandant des liechtensteinischen Mili-
tärkontingents seine Dienstwohnung hatte. Im Jahre
1868 zog die Familie vom Schloss ins Rote Haus, nach-
dem das liechtensteinische Militär aufgelöst worden
war. In den Jahren 1865 und 1868 wurden die beiden
Schwestern Olga und Emma sowie 1870 der Bruder Egon
geboren, mit denen zusammen sie eine unbeschwerte
Jugend verbrachte.**
Hermine Rheinberger besuchte von 1871 bis 1877 die
Volkschule in Vaduz und anschliessend vier Jahre das
Institut Gutenberg in Balzers, das seit 1873 von den
«Schwestern der christliche Liebe» als Höhere Töchter-
schule geführt wurde. Von dort brachte sie immer her-
vorragende Zeugnisse nach Hause. Französisch war
neben Deutsch die Umgangssprache im Institut. Es
wurde, auch in der Freizeit, abwechselnd je eine Woche
deutsch und eine Woche französisch gesprochen. Neben
dem normalen Schulpensum nahm Hermine auch Un-
terricht im Klavierspiel. Als sie das Institut Gutenberg
verliess, hatte Hermine Rheinberger gerade das 17. Le-
bensjahr vollendet. Mit ihren Freundinnen aus der Pen-
sionatszeit unterhielt sie auch weiterhin Kontakt durch
einen regen Briefwechsel. Zu dieser Zeit nahm sie auch
wieder Verbindung zur Familie von Alois Rheinberger
in Nauvoo (Illinois) auf. Alois Rheinberger war im Jahre
1848 nach Nordamerika ausgewandert.”
Das Hauptinteresse von Hermine Rheinberger galt
aber dem Studium der heimatlichen Geschichte, der mit-
telhochdeutschen Sprache und der Volkskunde. Diese
Interessen wurden durch ihren Vetter Ferdinand Nigg
und durch ihren Bruder Egon noch wesentlich gefördert.
Sie half begeistert mit beim Sammeln alter volkskundli-
cher Gegenstände.
Etwa seit den Jahren 1890/91 trug sich Hermine mit
dem Gedanken, einen historischen Roman, der in ihrer
Heimat spielen sollte, zu schreiben. Mit viel Phantasie
und Geschick erfand sie eine Geschichte, die sich im
14. Jahrhundert zwischen Schalun und Gutenberg ab-
spielte. Hier konnte sie ihre geschichtlichen Kenntnisse
Rheinberger Rudolf: Notizen zur Geschichte der Familien Rheinberger in Vaduz