Der von den sieben Rheingemeinden für Wuhrbau-
zwecke seit 1855 gemachte Aufwand beträgt 850 778 fl. —
ohne Subsidien.
Die gemachten Leistungen, wie aus den vorstehenden
Ziffern beurteilt werden mag, stehen gewiss in keinem
ungünstigen Verhältnisse zum Aufwande. Wohl bleibt
noch manches zu wünschen übrig, wie wir auch gezeigt
haben. Dabei fehlt es nicht an der richtigen Erkenntnis
der noch mangelhaften Bauten und fehlerhaften Stellen,
sondern an den Mitteln, um diesen Anforderungen als-
bald genügen zu können.
Hóhenverháltnisse bei den Schutzbauten.
Die erforderliche Hóhe der Rheinschutzbauten làsst
sich wohl durch Rechnung finden, wenn man eine be-
stimmte Wassermenge, welche in dem künstlich geschaf-
fenen Rheinquerprofile Platz zum Abflusse finden soll,
als die grósste (welche uns Katastrophen zuführen kón-
nen) annehmen darf. Die mittlere Breite dieses Profils
(130 m) ist gegeben und ziemlich konstant. Die vom Ell-
berge bis zur österreichischen Grenze regelmässig ab-
nehmenden Stromgefälle sind uns ebenso genau bekannt
(vide Längenprofile). Es lassen sich daher aus diesen
Faktoren die Höhen der Querschnitte für verschiedene
Wassermengen feststellen.
Wenn man uns diese Aufgabe bestimmter stellt und
sagt: es müsse die Katastrophen-Wassermenge vom Ok-
tober 1868 als massgebend in Berechnung gezogen wer-
den, und wir dieselbe mit 100 000 Kubikfuss Wasser-
menge (= 3,184 Kubikmeter per Sekunde) als die annä-
hernd richtige'® in unsere Rechnung einsetzen dürfen,
dann können wir auch nahezu bestimmen, wieviel Qua-
dratfläche der Querschnitt eines solchen Hochwassers
hat. In diesem Falle wird das Hochwasser bei Balzers mit
einem Gefälle (= 0,0026) und eine Geschwindigkeit (= 5,4
m [pro Sekunde]) beginnen, bei Ruggell mit einem Ge-
fälle (= 0,0013) und einer Geschwindigkeit (= 4.5 m [pro
Sekunde]) die Landesgrenze verlassen.
Um 3184 Kubikmeter Wasser mit einer Geschwindig-
keit (= 5.4 m in einer Sekunde) abzuführen ist ein Quer-
schnitt nötig:
168
3184 [geteilt durch] 5,4 = 604,4 Quadratmeter bei Balzers,
und
3184 [geteilt durch] 4,5 = 707,5 Quadratmeter bei Ruggell
Bei einer mittleren Strombreite von 130 m entsprechen diese
Querschnitte
604,4 [geteilt durch] 130 = einer Höhe von 4,65 m oberhalb Balzers,
und
707,5 [geteilt durch] 130 = einer Höhe von 5,43 m unterhalb Ruggell.
Vergleiche Beilage A, S. 18: Die Konsequenzen eines Hochwassers,
von Wey!**
Nach unserer Berechnung würden die Wasserstands-
hóhen von Balzers bis Ruggell um 78 cm wachsen. - Um
nun die Hochwasserlinien an den Wuhren fixieren zu
kónnen, müssen wir die Unebenheiten in der Rheinsohle
ausgeglichen denken und von der verglichenen Sohle
aus die gewünschten Hóhen abstecken. Es hat seine
Schwierigkeit, bei dieser Manipulation das Richtige zu
treffen. Die Rheinsohle, in welcher Geschiebsbànke bis
2,30 m über das Niederwasser in die Hóhe ragen, variiert
bedeutend, sodass wir zu den berechneten Wasserhôhen
wohl 60 cm hizusetzen kónnen. Wir bekamen dann oben
5,25 m und unten 6,03 m. Befánden wir uns nun in der
Lage, die Tendenz einer Vertiefung der Rheinsohle an-
nehmen zu dürfen, so dürfte — wie wir gesehen haben —
eine durchschnittliche Wuhrhóhe von 6 m als Minimal-
hóhe angenommen werden.
Noch im Jahre 1878, als wir zu dem Behufe das beige-
brachte Láàngenprofil des Rheines und seiner Uferbauten
ausarbeiteten, gaben wir uns der Hoffnung hin, dass
eine Hóhe der Schutzbauten von 6 m über dem ver-
glichenen Niederwasserstand auch für ein Katastro-
phenhochwasser ausreichen dürfte, und hielten bis an-
her bei Ausführung der Bauten an diesem Niveau fest.
Seit dieser Zeit aber hatten wir Gelegenheit, bedeutende
Hóhenschwankungen der Rheinsohle zu beobachten, so
dass in letzter Zeit eher die Neigung zu einer Erhóhung
als zu der vorausgesetzten Vertiefung angenommen
werden darf. Dieser wichtige Umstand wird zur ferne-
ren Bestimmung der Wuhrhóhen massgebend sein und
durfte hier nicht verschwiegen werden. Voraussichtlich
werden diesbezüglich bedeutende Korrekturen in dem
Niveau der diesseitigen Schutzbauten in nächster Zeit
eintreten müssen.
Auf die berührten Stockungen und Schwankungen in
der Geschiebsabfuhr, welche in dem mittleren und unte-
Rheinberger Rudolf: Notizen zur Geschichte der Familien Rheinberger in Vaduz