Gebotene Vorsicht beim Schlusse der Hochwuhre.
Auf einen hochwichtigen Umstand müssen wir hier
noch aufmerksam machen, welcher vor dem Schluss der
Hochwuhrlücken wohl in Betracht zu ziehen ist und
doch meistens von Laien übersehen wird. Mit dem
Schlusse eines Hochwuhres müssen folgende Anforde-
rungen an die vorhandenen Schutzbauten und an die
órtliche Lage derselben gestellt werden:
1. Die zur Verlandung angelegten Durchlásse müssen
entweder geschlossen werden, oder es muss für genü-
genden Abfluss des eindringenden Hochwassers gesorgt
werden, was immer ohne Schleusen schwer halten wird.
2. Die Binnendámme, welche unsere zweiten Schutz-
wálle gegen Wassergefahr bilden, würden durch einen
totalen Schluss der Hochwuhre ihren ganzen Wert verlie-
ren. — Wir wollen versuchen, den mit der Lage Bekann-
ten, dies durch ein Beispiel klar zu machen. Nehmen wir
an, das Vaduzer Hochwuhr vom Neugut bis zur Rhein-
brücke werde ausgebaut und geschlossen, ebenso die
noch offene Stelle von der Schaaner Traverse Nr. 14 auf-
wárts. Was wären nun wohl die Folgen, wenn auf der be-
zeichneten Linie bei Hochwasser ein Hochwuhr Schaden
náhme und brechen würde? Das in den Zwischenraum
(zwischen Wuhr und Damm) eindringende Wasser
würde entweder durch die Vaduzer Strassentraverse
oder eventuell weiter unten bei der Schaaner Autraverse
so lange gestaut und am Abfluss gehemmt, bis es die
Höhe der Dämme erreicht hätte und dann dort über-
fliessen und zu einer Katastrophe führen müsste. Wir
dürfen also von unseren Binnendämmen keinen Schutz
mehr erwarten, sobald die Hochwuhre geschlossen sind.
Wenn wir auch die Traversen zwischen Wuhr und Damm
beseitigen würden, so stossen wir endlich auf Verengun-
gen, welche die gleiche Gefahr hervorrufen würden.
3. Es würde sich ferner, mehr als es gegenwärtig der
Fall ist, die Notwendigkeit herausstellen, die Hochwuhre
entsprechend zu erhöhen, um unter allen Umständen
gegen eine Hochwasserüberflutung derselben versichert
zu sein. Eine solche schon überhöhte Hochwuhrstrecke
befindet sich beispielsweise zwischen den Rheinbrücken
bei Schaan, mit dem Sackdamme, welcher bei der Stras-
sentraverse endet.
Denken wir uns nur den Fall, ein Hochwuhr sei unge-
nügend hoch oder breche sonst aus irgendeinem Grunde,
so kann uns unter Umständen der Binnendanum noch
immer den erhofften Schutz gewähren, wenn das zur
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Bruchstelle eindringende Wasser irgend bei einer weiter
unten gelegenen Hochwuhröffnung wieder in das Rhein-
bett abfliessen kann.
Wir benützen diese Gelegenheit ferner, darauf auf-
merksam zu machen, dass, - wenn zum Beispiel die of-
fene Stelle bei der Schaaner Oberautraverse geschlossen
werden sollte — wir gleichzeitig eine durchgehende und
ganz entsprechende Erhóhung der ganzen Vaduzer Hoch-
wuhrlinie von der Rheinbrücke abwärts in Antrag brin-
gen müssten. Dieselben durchgreifenden Erhôhungen
müssten konsequenterweise im gleichen Falle an allen an-
deren Rheinstellen vollführt werden. Wir halten es für
überflüssig, die einzelnen Fälle hier aufzuzählen. Wenn
die diesseitigen Hochwuhre an wenigen Stellen die Hôhe
der gegenüberliegenden linksseitigen Hochwuhre errei-
chen, so dürfen wir diesen Umstand wohl bedauern, al-
lein wir besitzen dabei immer noch den Trost, dass wir für
den Fall einer Überflutung derselben, an den Dämmen,
wo solche sind, noch eine zweite Schutzlinie besitzen. Ich
setze dabei voraus, dass dieselben an den Stellen der
Wuhrôffnungen auch entsprechend den schweizerischen
Wuhren weiter erhôht und verstärkt werden.
Unsere gegenüberliegenden Nachbarn aber haben
keine geschlossenen Schutzdämme. Dieselben müssen
daher um so mehr beflissen sein, ihre Schutzbauten, wel-
che in einem Körper — dem Hochwuhre - vereinigt sind,
hoch und stark genung zu halten.
Stand und Kosten der Hochwuhre.
Eschen ist die einzige Gemeinde, welche ihre Hoch-
wuhrlinie in einer Lánge von 1942 m ganz geschlossen
hat. In allen anderen Gemeindebezirken sind gróssere
oder kleinere Strecken, wo noch keine auf der Korrekti-
onslinie stehenden Hochwuhre Platz gegriffen haben.
Herentgegen befinden sich hinter solchen Stellen immer
mehr oder weniger entsprechende Hochdámme. — Wir
dürfen nicht vergessen, dass wir noch immer in der Bau-
periode begriffen sind, und nach Kráften stetsfort die
dringenden Stellen an Wuhren und Dämmen verstärken
und erhöhen.
Ferner haben wir wieder andere längere Strecken, wo
alte Binnendämme, welche in kleineren Abständen hin-
ter der Korrektionslinie liegen, teils provisorisch, teils
definitiv verstärkt und gepflastert wurden, damit sie den
an Hochwuhre gestellten Anforderungen entsprechen.
Solche Dämme sind:
Rheinberger Rudolf: Notizen zur Geschichte der Familien Rheinberger in Vaduz