Nach dieser Abschweifung haben wir über die Damm-
bauten noch zu erwähnen, dass wir das Niveau dersel-
ben in der berechneten Maximalhöhe unserer Schutz-
bauten rot, die Krone der Hochdämme durch eine
schwarz punktierte und die Hochdämme durch eine
schwarz gestrichene oder schattierte Linie kenntlich ge-
macht haben. Da wir bis vor einem Jahre möglichst mit
den gegenüberliegenden schweizerischen Hochwuhren
das Gleichgewicht einzuhalten uns bestrebten, so kam es
dann auch, dass wir vom Jahre 1876 ab bis heute noch
weitere 13983 fl. auf Dammerhöhungen verwenden
mussten. Diese Auslagen wurden ebenfalls von der Lan-
deskasse getragen. Es beziffert sich nun die seit 1868 für
Dämme verwendete Gesamtsumme auf 148 041 fl.
Hochwuhre.
Die Geschichte der Entstehung und Entwicklung der
Hochwuhre ist innig mit jener der Hochdámme ver-
knüpft. Hochwuhre und Hochdámme ersetzen sich am
diesseitigen Ufer noch gegenseitig und zwar so lange,
bis die nótigen, nicht unbedeutenden Summen flüssig
gemacht werden kónnen, um die noch vorhandenen
Hochwuhrlücken gänzlich, wie am schweizerischen
Ufer, schliessen zu kônnen. Aber auch dann werden
noch drei Stellen offen bleiben müssen und zwar:
eine im Heilos bei Triesen Nr. 7 |^
eine oberhalb Vaduz bei Nr. 11, und
eine unterhalb Gamprin bei Nr. 23 Ya.
Es sind dies die Punkte, wo die Entwässerungskanäle
sich in den Rhein ergiessen.
Die weitere Frage aber, ob es zweckmässig und dring-
lich erscheint — in Anbetracht der bedeutenden weiteren
Opfer, welche der Ausbau der Hochwuhre fordern
würde - alle oder nur einige und welche der Hochwuhr-
lücken zu schliessen, lásst sich an dieser Stelle auch nicht
im Detail und endgültig erledigen, sondern setzt eine Er-
wágung der finanziellen Lage und Erforschung neuer
Hilfsquellen, sowie auch die Anhórung der diesbezügli-
chen Ansichten der einzelnen Gemeindebevollmàchtig-
ten voraus.
Einige der vermeintlichen Lücken müssen in tunli-
cher Bálde geschlossen, andere kónnen gelegentlich ver-
baut werden. Dann ist noch eine dritte Kategorie von
Hochwuhróffnungen zu erwáhnen, welche ohne Gefahr
offen bleiben dürfen, im Falle man sich, wie beim Zwei-
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017
linien-System, auf genügend hohe und zureichend in
den Bóschungen geschützte Hinterdámme stützen kann.
Im Allgemeinen bezeichnen wir jene Stellen als die
dringlichen, wo Wuhr und Damm in grösseren Abstán-
den auseinander liegen und der rapide Wasserabfluss
nicht durch hohe Staudámme gehemmt wird, sondern
freien Abfluss hat und Anlass zu schädlichen Auskol-
kungen und Hinterspülung der Halbhochbauten findet,
wie dies früher im Heilos in Triesen und vor dem Baue
der Hochtraversen in der Schaaner Unterau der Fall war,
gegenwärtig aber kaum mehr an einer Uferstelle zu fin-
den sein dürfte.
Als der Verbauung mittelst Hochwuhren weniger
dringlich bezeichnen wir jene Stellen am Rheinufer, wo
hinreichend starke und gepflasterte Dämme mit entspre-
chender Höhe in massigem Abstande hinter der Korrek-
tionslinie liegen, diese aber nebstbei mit gut ausgebau-
ten, soliden Halbhochwuhren gedeckt ist. An solchen
Stellen überdauern gut ausgebaute Hochdämme ein
Hochwasser so gut wie ein Hochwuhr. Liegt ja beim
Zweilinien-System auch das Hochwasser mit ungleich
heftigerer Strömung an den Binnendämmen.
Wollten wir in unsere Schutzdämme so wenig Ver-
trauen setzen und ihnen die geforderte Stabilität ab-
sprechen, so müssten wir unser Augenmerk vorerst
nach Triesen richten und dort den ganzen 2600 m lan-
gen hochwuhrartigen Binnendamm — vom Heilos bis an
die Vaduzer Grenze - umbauen. Derselbe liegt nicht
auf der Korrektionslinie, sondern steht durchschnittlich
7-15 m, unten sogar 40 m hinter dem Halbhochbaue.
Auch rücksichtlich des verwendeten Materials ist die-
sem Damme auf lange Strecken kein Vorzug einzuräu-
men. Er besteht nur teilweise aus Kies. Ebenso verhält
es sich mit den Hochdammen von der Vaduzer Rhein-
brücke aufwärts und jenen in der Schaaner Unterau,
und anderwärts in Balzers, sowie auch in der unteren
Landschaft. — Die Pflasterung des Triesner Hoch-
wuhrdammes ist wohl zur Hálfte bloss aus grossen
Rheinkieseln oder halbfussdicken Bruchsteinen erstellt,
und der vorliegende Halbhochbau lásst an manchen
Stellen mehr als anderswo zu wünschen übrig. Die
rücksichtlich ihrer Widerstandsfáhigkeit vielfach ange-
zweifelten Rheinbauten im Vaduzer Neugut verspre-
chen wenigstens die gleiche Dienstleistung, wie jene in
Triesen oder in Balzers bei Nr. 2. Wo bleibt da die Kon-
sequenz?
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