Bahn gelenkt. Es kam nämlich am 12. September 1848
Oberstleutnent von Niedermayr, der damals das Batail-
lon Hohenzollern befehligte, zu einer Inspektion nach
Vaduz. Mit diesem war auch Rentmeister Rheinberger
gut bekannt und besprach mit ihm das gerade schwe-
bende Problem des künftigen Berufes seines Sohnes. Der
Oberstleutnent riet, da doch gerade eine Leutnantstelle
im liechtensteinischen Kontingent in Vaduz vakant war,
Peter als Offizier ausbilden zu lassen. In diesem Beruf
würde er auch seine Begabung für Mathematik und
Technik reichlich zur Anwendung bringen können. Als
dann Peter der Vorschlag unterbreitet wurde, zögerte er
nicht lange und ergriff die Gelegenheit. Zur gleichen Zeit
hatte sich auch Moriz Menzinger, der Sohn des Landes-
verwesers Johann Michael Menzinger, zur Offizierslauf-
bahn entschlossen. Der Landesverweser hatte Peter
Rheinberger auch dem Fürsten warm empfohlen.!*! Men-
zinger beschrieb ihn in einem Brief an Fürst Alois II. als
«einen Jüngling von bald 18 Jahren, von vorteilhaftem
Äusseren und mit Vorkenntnissen besonders in Zeichnen
und Mathematik versehen, die ihn für den gewählten Stand
empfehlenswert machen».
In der Passbeschreibung hiess es über ihn, er sei ledig und
schlank, habe ein ovales Gesicht, blonde Haare, braune
Augen sowie eine Grösse von fünf Schuh und acht Zoll.
Letzteres entspricht einer Höhe von 179 Zentimeter. Bei
einem weiteren Besuch Niedermayrs im Oktober wurden
die beiden Kadetten Moriz Menzinger und Peter Rhein-
berger dem Bataillonskommandanten vorgestellt.
So reiste Peter am 8. November 1848 von Vaduz ab
und trat zwei Tage darauf als Kadett in das Bataillon Ho-
henzollern in Sigmaringen ein. Am 18. Dezember wurde
er feierlich vereidigt und am 1. Januar 1849 zum Corporal
befördert. Etwas später war auch Moriz Menzinger in die
Kadettenschule eingetreten.!'? Am 1. Mai 1849 avancierten
beide zum Leutnant. Bald darauf begann denn auch die
erste militárische Aktion, an welcher Peter Rheinberger
und sein Freund Moriz Menzinger teilnahmen. Es war der
«Ausmarsch gegen die badischen Insurgenten» vom Mai
bis September 1849.
1848 war das Jahr des revolutionáren Aufbruchs ge-
wesen. Ausgehend von der Pariser Februarrevolution
zog sich die Erhebung über das ganze Gebiet des Deut-
schen Bundes. In Wien und Berlin kam es im Márz sogar
zu Bürgerkrieg und Barrikadenkámpfen. Überall muss-
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017
ten die jeweiligen Machthaber der aufgebrachten Menge
Konzessionen machen. Auch in unserem kleinen Land,
das zu jener Zeit noch ganz absolutistisch regiert war,
fanden die Gedanken, das totalitäre Joch abzuschütteln,
ihre Anhänger. Am 20. März 1848 nahm die Revolution
in Liechtenstein ihren Anfang. Schon am 22. März wähl-
ten die versammelten Ausschüsse einen dreiköpfigen
Landesausschuss, der aus Peter Kaiser, Dr. Karl Schädler
und Dr. Ludwig Grass bestand.
Der straffen Führung durch diesen Ausschuss ist es
zu verdanken, dass es in Liechtenstein zu keinen grösse-
ren Ausschreitungen kam.!**
Im Grossherzogtum Baden gelang es im Frühjahr 1848
den Freischaren unter der Führung Friedrich Heckers als
ersten, das ganze Land einschliesslich des badischen
Militärs aufzuwiegeln und ihre Forderung nach Presse-
freiheit und anderen demokratischen Freiheiten durch-
zusetzen. Georg Herwegh hatte aus Grenoble, Lyon und
Paris ein ansehnliches Militärdetachement zusammen-
getrommelt und marschierte in Baden ein. Doch wurde
diese Erhebung bald durch deutsche Bundestruppen un-
ter dem Befehl der Generäle Friedrich von Gagern und
Müller unterdrückt.
123 Martin, Lehrmittel 1967, S. 234.
124 LILA AFRhG 2: Briefe von David an Fanny Rheinberger, 1876.
125 LILA AFRh G 2: Briefe von David Rheinberger an Fanny Rhein-
berger vom 24. Oktober 1884, 11. Dezember 1884 sowie 14. Mai
1885; siehe auch Rheinberger, Albert Schadler 1997, S. 123-124.
126 Siehe auch Rheinberger, Wilhelm Schlegel 1992, S. 178-179.
127 LILA AFRh G 2: Brief von David Rheinberger an Fanny Rhein-
berger vom 12. August 1876.
128 Zum Tod David Rheinbergers siehe auch Vaduzer Familien-
chronik 2002, S. 162.
129 PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und
Vaduz, Taufen 1826-1902; hier ist er als «Joannes Petrus» Rhein-
berger unter dem 3. Januar 1831 eingetragen.
130 Das Abschlusszeugnis des Wintersemesters 1847/48 vom 19. April
1848 trägt noch die Unterschrift des Rektors Peter Kaiser, wáh-
rend das náchste Zeugnis vom 11. August 1848 «für denselben»
vom Aktuar der Schule unterschrieben ist. Zu diesem Zeitpunkt
weilte Kaiser als liechtensteinischer Abgeordneter in Frankfurt.
Peter Rheinberger war also in den Revolutionstagen um den
20. Márz noch in Chur und hat diese schicksalhaften Tage nicht in
Vaduz miterlebt.
131 Siehe auch Quaderer-Vogt, Militárgeschichte 1991, S. 210.
132 Ebenda.
133 Siehe Rudolf Rheinberger: Moriz Menzinger. In: JBL Bd. 82,
S. 5-152, sowie JBL Bd. 85, S. 251-284.
134 Dazu grundlegend Geiger, Geschichte Liechtensteins 1970 sowie
Rheinberger, Arzte 1991, S. 53-68.
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