Finanzen, Bauwesen und Soziales. Als Rentmeister hatte
er auch die Verwaltung des ganzen fürstlichen Besitzes
unter sich. Rentmeister Rheinberger starb am 25. März
1874 im Alter von 85 Jahren an Gesichtsrose.^
Die Kinder Johann Peter Rheinbergers haben es, so-
weit sie nicht in jungen Jahren starben, alle zu angesehe-
nen Stellungen gebracht. Nachstehend will ich auch über
ihr Leben kurz berichten. Johann Peter Rheinbergers
erste Frau, Maria Hilti aus Schaan, starb schon im Jahre
1828 im Alter von knapp 29 Jahren an einer Lungen-
tuberkulose.! Aus dieser Ehe waren vier Kinder hervor-
gegangen: Johann Luzius, der schon im frühen Kindes-
alter starb, der bereits erwähnte spätere Chronist David
Rheinberger, Maria Josepha, «Sefi» genannt», die im Al-
ter von 36 Jahren ebenfalls der «Schwindsucht» erlag,
sowie die als Kleinkind verstorbene Theresia.!”
An dieser Stelle benütze ich die Gelegenheit, einiges
über die Abstammung der zweiten Frau des Rentmeis-
ters, Elisabeth geborene Carigiet (1801-1873), zu schrei-
ben. Die Carigiet sind ein altes Bündner Geschlecht ráto-
romanischer Abstammung. Die Muttersprache Elisabeth
Carigiets war das surselvische Romanisch, und wie mein
Vater erzáhlte, sprach sie in ihrem hohen Alter noch ge-
brochen Deutsch.!*
Ihr Bruder, Jakob Robert Anton Carigiet (1794-1880),
hatte die geistliche Laufbahn ergriffen und war darin zu
hohen Würden emporgestiegen.!” Ein Dokument aus
dem bischôflichen Archiv zu Chur bezeichnet ihn als
«feinen Diplomaten und vorzüglichen Okonomen». Er
hatte die Pfarrstellen Trimmis (1819-1820), von Domat/
Ems (1820-1826) sowie schliesslich von Schaan (1826-
1858) inne. In diesen Jahren, genau von 1827 bis 1857, war
Carigiet Schuloberinspektor in Liechtenstein. 1826 war er
zudem liechtensteinischer Landesvikar geworden. Zwi-
schen 1850 und 1863 amtete Carigiet als erster Präses
(Vorsitzender) des Liechtensteinischen Priesterkapitels.
Bereits 1858 kam er an die bischöfliche Residenz in Chur,
wo er als residierender Domherr und Domdekan am-
tierte.? Bald schon erhielt er von Rom den Titel eines
«Päpstlichen Kämmerers» verliehen. Im Jahre 1877 leitete
er als schon sehr betagter Herr die Bischofswahl zu
Chur.!! Carigiet war zuvor selbst einmal einer der vorge-
schlagenen Kandidaten zur Bischofswahl gewesen.!?
Domdekan Carigiet unterhielt immer sehr herzliche
Beziehungen zu seinen Verwandten in Vaduz. Besonders
lieb scheint ihm sein «Nepot» Peter Rheinberger in Vaduz
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017
gewesen zu sein. Heute noch ist ein Portrait des Domde-
kans in unserem Familienbesitz, das ihn etwa in seinem
45. Lebensjahr zeigt (siehe hier auf Seite 138). Darauf ist
auch das Wappen der Carigiet abgebildet. Es weist ein
quergeteiltes Doppelfeld auf. Im oberen Feld befinden
sich auf goldenem Grund zwei gekreuzte Kommando-
oder Marschallstábe, im unteren Feld auf blauem Grund
ein goldener Stern, von zwei stehenden Halbmonden ein-
gefasst. Domdekan Carigiet starb am 8. Januar 1880. Das
Grabmal liess ihm Hauptmann Peter Rheinberger nach
einem Entwurf des jungen Bildhauers Ferdinand Brun-
hart aus Balzers errichten.!? Diese Grabtafel war noch bis
um 1980 in die áussere Nordwand der Churer Kathedrale
eingelassen. Auf Nachfrage beim bischóflichen Archivar
in Chur erhielt ich die Auskunft, dass die Grabtafel bei
der letzten Aussenrenovation des Doms abgenommen
wurde und seitdem nicht mehr aufzufinden sei.!!*
Der áltere Bruder des Domherren hies Conradin Lud-
wig Carigiet und war viele Jahr Graubündner Grossrat.
Er war im Jahr 1777 in Disentis geboren. Sein jüngerer
102 Peter Kaiser 1847, S. 500—501; diese Passagen wurden in der «ver-
besserten» Ausgabe der Kaiser-Geschichte, neu bearbeitet von Jo-
hann Baptist Büchel und 1923 herausgegeben, weg gelassen.
103 LL LA, Peter Kaiser-Akten; Brief aus Frankfurt an Johann Peter
Rheinberger.
104 Rudolf Rheinberger: Johann Peter Rheinberger. In: HLFL. Vaduz,
Zürich, 2013, Bd. 2, S. 761.
105 Gesichtsrose = Erysipel; das Todesdatum ist vermerkt in der Va-
duzer Familienchronik 2002, Bd. IV, S. 162.
106 PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und
Vaduz, Sterbefälle 1818 (1826)-1902. Als Todesursache ist hier
«Hecktick» genannt. Damit ist ein Zustand des Abmagerns bei be-
stimmten Krankheiten, zum Beispiel bei fortschreitender Tuber-
kulose, gemeint.
107 Siehe auch Vaduzer Familienchronik 2002, Bd. IV, S. 162.
108 Sie starb am 4. Oktober 1873 im Alter von 72 Jahren an der damals
grassierenden Typhusseuche; siehe auch: Vaduzer Familienchro-
nik 2002, Bd. IV, S. 162.
109 Zu ihm im Überblick: Franz Näscher: Cargiet, Jakob Anton: In:
HLFL. Vaduz, Zürich, 2013, Bd. 1, S. 139.
110 Siehe auch Nàscher, Beitráge zur Kirchengeschichte 2009, Bd. 1,
S. 137-138.
111 Siehe auch Johann Georg Marxer: Das liechtensteinische Priester-
kapitel. In: JBL Bd. 34, S. 61-84, hier besonders S. 68-69.
112 Wanger/Irmen, Briefe und Dokumente 1982, Bd. 1, S. 319; vgl.
auch LVolksblatt, 23. Januar 1880 und 30. Januar 1880: Lebensbild
des allverehrten Hr. Domdekans ... Jakob Anton Carigiet.
113 Zu Ferdinand Brunhart siehe Franz Büchel: Beitráge zur Ge-
schichte 842-1942 der Gemeinde Balzers. Balzers, 1987, S. 382.
114 Zu Jakob Carigiet siehe auch Iso Müller: Rector Peter Kaiser. Cha-
rakteristik aus Dokumenten von 1838-1842. In: JBL Bd. 63 (1964),
S. 63-132.
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