Volltext: Jahrbuch (2017) (116)

Aber bereits ein Jahr später heiratete Johann Rheinberger 
wieder, denn die Kinder im Alter von neun bis zwölf 
Jahren wollten versorgt sein. Die zweite Frau, die aus 
Diessenhofen (TG) stammende Agatha Kissling, war die 
Nichte des Schaaner Hofkaplans Dionys Kissling und 
hatte diesem bis zu seinem Tod” den Haushalt geführt. 
Sie war, als sie heiratete, schon 41 Jahre alt,? gebar aber 
noch drei Töchter, die letzte im Alter von 48 Jahren.” 
Frau Agatha nahm sich auch der Kinder aus erster Ehe 
rührend an und war ihnen eine gute Mutter. Sie erreichte 
das hohe Alter von fast 80 Jahren.”* 
Kommissär für Einquartierungen zur Zeit 
der Franzosenkriege 
Während der Franzosenkriege wurde dem Amtsboten 
Johann Rheinberger das Amt des Einquartierungskom- 
missärs übertragen. Dies war eine sehr anspruchsvolle 
Aufgabe, denn er musste nicht nur für das Quartier von 
Tausenden Soldaten sorgen, sondern auch für ihre Ver- 
pflegung. Und dies bedingte auch eine genaue Buchfüh- 
rung. David Rheinberger hat wohl nicht unrecht, wenn er 
in seinen «Notizen» schreibt: «Er [Johann Rheinberger] 
war der einzige im Lande, den man als Einquartierungs- 
kommissär verwenden konnte». Seine auf die Einquartie- 
rungen Bezug nehmenden Aufzeichnungen sind heute 
noch vorhanden,” und zwar in folgenden Dokumenten: 
1. «Tagbuch über die militärische Einquartier- und Ver- 
pflegung in der hiessigen Gemeinde Vaduz», vom 
Herbst 1798 bis Ende März 1801. Total 19 Folio-Blätter 
2. «Beytrag zum Tagbuch 1798 bis letzten März 1801» 
. «Schádigung der gnádigsten Landesherrschaft» 
4. «Schádigung beeder Landschaften Vaduz und 
Schellenberg 1794 bis 1801». 
© 
Danach beliefen sich die Gesamtschäden von 1794 bis 
1801, verursacht von den Österreichern auf 485 346 Gul- 
den, von den Russen auf 8492 Gulden sowie von den 
Franzosen auf 377 150 Gulden. An Geldauslagen für die 
Kreiskasse waren 62 170 Gulden zu leisten. 
Die Einquartierungsabrechnung für die Gemeinde 
Vaduz schliesst mit dem folgenden Satz: 
«Zufolge dem mir dem Amtsbothen Johann Rheinberger 
unterm 24. September 1798 von den hiessigen Richtern in 
der Tafern zum Engel, den 9. März 1799 in Gegenwart des 
ganzen Oberamtes im Amtshause dahier wiederholt gemach- 
ten mündlichen — und nachhin den l. Márz und 17. Juli 1800 
Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 116, 2017 
obrigkeitlichen schriftlichen Auftrügen — habe ich nicht nur 
all vorstehendes fast günzlich in eigener Person besorgt, son- 
dern auch so beschrieben, dass ichs mir auf jeden Fall zu er- 
lüutern und zu verantworten getraue.»'^ 
Ich habe aus dem «Tagebuch» allein für die Gemeinde 
Vaduz über 38 000 Quartiertage für Offiziere und Mann- 
schaften vom Herbst 1798 bis Ende März 1801 gezählt. 
Diese Aufzeichnungen enthalten noch manche inter- 
essante Einzelheiten und würden Stoff für eine eigene 
Arbeit bieten. Sie erlangten später bei der Abfindung der 
Schadensforderungen, die noch aus den Kriegsereignis- 
sen von 1798 bis 1801 herrührten, besondere Bedeutung. 
Hofrat Georg Hauer nimmt in seinem «Lokalisie- 
64 Im Jahre 1810 verkaufte der Amtsbote Johann Rheinberger dem 
Engelwirt 30 Viertel «roten Vaduzer», was einem Jahresertrag 
eines Weinbergs von 110 Klaftern entspricht. — Siehe Ospelt, Ge- 
schichte des Weinbaus 1996, S. 64. 
65  Kaufsurkunde LI LA AFRh D 4. 
66  Vaduzer Familienchronik 2002, Bd. IV, S. 153; PfAS Register der 
Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und Vaduz, Eheschlies- 
sungen 1695-1803. 
67  Vaduzer Familienchronik 2002, Bd. II, S. 122-123. 
68 _ Vaduzer Familienchronik 2002, Bd. IV, S. 159; siehe auch PfAS Re- 
gister der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und Vaduz, 
Sterbefälle 1695-1803, hier mehrere Einträge für die Jahre 1796 bis 
1801, mit Todesdaten von vier Kindern eines Johann Rheinberger, 
die von den in der Vaduzer Familienchronik 2002 publizierten 
Daten indes abweichen. 
69  Ebenda,S. 165. 
70 PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und 
Vaduz, Sterbefálle 1695-1803; hier findet sich indes kein Eintrag 
zum Tod von Josepha Hartmann. Es muss jedoch vermutet wer- 
den, dass sie bei oder bald nach der Geburt ihres letzten Kindes 
starb. 
71 Dionys Kissling starb am 15. Márz 1801; siehe PfAS Register der 
Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und Vaduz, Sterbefälle 
1695-1803. 
72  PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und 
Vaduz, Eheschliessungen 1695-1803, Eintrag der Heirat von Jo- 
hann Rheinberger mit Agatha Kissling am 21. Juli 1801. 
73  PfAS Register der Pfarrei St. Laurentius für Schaan, Planken und 
Vaduz, Taufen 1695-1803: Maria Kreszentia (* 27. Juni 1802); PfAS 
Register der Pfarrei St. Laurentius fiir Schaan, Planken und Va- 
duz, Taufen 1804-1825: Maria Agatha (* 6. Februar 1804); die 
dritte Tochter ist nicht im Taufbuch verzeichnet. 
74  Vaduzer Familienchronik 2002, Bd. IV, S. 159: Tod von Agatha 
Kissling am 25. März 1839. 
75  LILA AFRh D; darauf stützen sich die nachfolgenden Angaben. 
76  Ebenda. 
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