Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

96 Schild Heinz: Liechtenstein wurde am Perron stehen gelassen 
«Unbegreiflich, kleinlich, engherzig» In einem 12-seitigen Brief zeigte sich das siebenköpfige Initiativkomitee mit Oberst Theophil Sprecher von Bern- egg (dessen Präsident bis 1907), Kantonsrat Fridolin Si- mon, Mitbesitzer des Grand-Hotels Quellenhof in Ragaz, Landammann Paul Tanner aus Maienfeld, Regierungsrat Theophil Marugg aus Fläsch, Ingenieur Hans von Gugel- berg aus Maienfeld (Präsident ab 1907), Gemeindeam- mann Bernhard Rist aus Bad Ragaz und Gemeinderat Josef Bonifaz Riederer, ebenfalls Ragaz, erstaunt über die harsche SBB-Reaktion: Es gehe darum, diese Kon- zessionsbewerbung «nicht nach kleinlichen, engherzigen Rücksichten» zu beurteilen «sondern nach weit ausschau- enden, das Ganze und längere Zeiträume umfassenden Gesichtspunkten. Wenn wir solche bei der Generaldirek- tion der SBB nicht finden, so suchen wir sie beim hohen Bundesrat und in der Bundesversammlung».9 Allenfalls könnten einige der von den Bundesbahnen gemachten Vorbehalte und Einsprachen dann zutreffen, «wenn es sich um den Bau einer Normalspurbahn han- deln würde». Beim vorliegenden Projekt gehe es aber um eine schmalspurige Lokalbahn. Als internationale Verkehrslinie könne nur die SBB-Strecke Sargans-Buchs gelten. «Hier verkehren die Schnellzüge 
Paris-Wien». 
Der Einfluss des internationalen Reiseverkehrs auf die geplante Schmalspurbahn wurde von den Initianten als derart marginal betrachtet, dass sie diesen nicht in ihre Finanzberechnungen eingeplant hatten. Umgekehrt wie- sen sie auf die Badischen Staatsbahnen hin, welche zwi- schen Basel und Schaffhausen, auf der deutschen Seite des Rheins und parallel zur SBB, ebenfalls eine Linie ge- baut hatten, «zum Wohle und zur gedeihlichen Entwick- lung» der ganzen 
Gegend.10 Der Bundesrat schützt die Interessen der SBB Die Replik der SBB folgte prompt und bissig. Man halte an den Erklärungen vom 23. Juni 1905 fest. Wie üblich, wurden die beteiligten Kreise (Bundesrat, Konzessions- bewerber, Kantone) jeweils gegenseitig mit Kopien infor- miert. Weil es noch keine anderen Vervielfältigungsmög- lichkeiten gab, mussten diese Briefe jeweils mit Schreib- maschine und vor der Jahrhundertwende mit Feder und Tinte vervielfältigt werden. Im Eisenbahndepartement kürzte, respektive «schön- te» man interessanterweise die SBB-Replik zuhanden der involvierten Kreise, indem eine herabwürdigende Pas- sage in den Kopien weggelassen wurde. Zitiert wurde Die Arlbergbahn auf der Strecke zwischen Buchs und Feldkirch, um 1890.
	        

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