Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

39 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 113, 
2014 
Vieh- und Alpwirtschaft unternehmerisch beteiligt. Den direkten Bezug städtischer Metzger zur Alpwirtschaft zeigt folgendes Beispiel aus der Stadt St. Gallen: 1383 ver- kauften Heinrich und Othmar Schwander, Bürger von St. Gallen, und ihre Schwester Margareta dem St. Galler Mitbürger und Metzger Konrad Vogelweider die Meglis- alp im Alpstein.20 
Die Vogelweider waren bereits im 14. Jahrhundert ein in St. Gallen begütertes Geschlecht. Im 15. Jahrhundert waren Angehörige dieser Familie Mitglieder der Metzgerzunft, im Leinwandhandel und vielleicht auch im Vieh- und Pferdehandel erfolgreich tä- tig sowie in den höchsten politischen Ämtern der Stadt St. Gallen.21 Metzger, die Alpen kauften oder an deren Nutzung beteiligt waren, verfügten wohl über eigenes Vieh, das sie dort sömmern liessen. Wer die Tiere hü- tete, wohin sie nach der Alpzeit kamen und vieles mehr bleibt im Dunkeln. Bekannt ist nur, dass im 16. Jahrhun-dert 
jeweils im Herbst Vieh aus dem Toggenburg nach St. Gallen getrieben wurde.22 Metzger unterhielten zudem mit Bauern so genannte Viehgemeinschaften: Die Metzger liehen den Bauern Geld, womit diese Vieh kauften und hüteten; der Nutzen daraus wurde je nach finanzieller Beteiligungshöhe des Metzgers und Aufwand des Bauern untereinander aufge- teilt. Indem städtische Metzger sich auf diese oder ähn- liche Weise agrarunternehmerisch betätigten, sicherten sie sich ihren Bedarf an Vieh. Einen Teil davon schlachteten sie selber und verkauften das Fleisch in der Stadt, mit dem anderen Teil beteiligten sie sich am Export-Viehhandel.23 Neben den Metzgern nahmen auch andere städtische Ak- teure – gut dokumentiert ist das St. Galler Stadtspital – Einfluss auf die Vieh- und Alpwirtschaft im 
Umland.24 Gemeinsame Alpnutzung – Regelung von Pflichten und Rechten Nicht nur die Nutzung, sondern auch die Alppflege wurde klar geregelt. Zu den schriftlich festgelegten Pflichten, an denen sich alle Alpnutzer zu beteiligen hatten, gehörten die Unterhaltsarbeiten an Zäunen und Wegen. Der Aufwand wurde nach Anzahl Alprechten 20  Clavadetscher, Otto P.; Sonderegger, Stefan: Chartularium Sangal- lense. Bd. X. St. Gallen, 2007, S. 139–141 (Nr. 5968). 21  Sonderegger, Stefan: Landwirtschaftliche Entwicklung in der spätmittelalterlichen Nordostschweiz. Eine Untersuchung ausge- hend von den wirtschaftlichen Aktivitäten des Heiliggeist-Spitals St. Gallen. St. Gallen, 1994 (St. Galler Kultur und Geschichte. Bd. 22), S. 152–153. 22  Alther, Ernst W.: Besiedlung, Bodennutzung und Migration in der Grundherrschaft der Grafen von Toggenburg und der Fürst- abtei St. Gallen am Beispiel von Bauerngeschlechtern. St. Gallen, 1974, S. 152 sowie S. 156–159. – Weishaupt, Matthias: Vieh- und Milchwirtschaft im spätmittelalterlichen Appenzellerland. Eine Untersuchung der landwirtschaftlichen Strukturen aufgrund der Auswertung von Quellen des Heiliggeist-Spitals St. Gallen. (Ma- schinenschriftl. Ms.) Zürich, 1986, S. 62 sowie S. 63. 23  Wie stark sich die Metzger am Viehhandel beteiligten, zeigen Satzungen der Metzgerzunft. Noch im 16. Jahrhundert war es den Metzgern erlaubt, zwei von drei Kälbern, die sie in die Stadt hinein und dann wieder forttreiben lassen wollten, auswärts zu verkaufen. 1622 wurde ihnen das gänzlich verboten. Scheitlin, Otto: Das st. gallische Zunftwesen von den Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. St. Gallen, 1937, S. 221 sowie S. 254. 24  Zu den Viehgemeinschaften des Heiliggeist-Spitals St. Gallen im 15. Jahrhundert ausführlich Sonderegger, Stefan; Weishaupt, Matthias: Spätmittelalterliche Landwirtschaft in der Nordost- schweiz. In: Appenzellische Jahrbücher 115 (1987), S. 
29–71. Grundlawinenabgänge1967amGritscherHömad.
	        

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