Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

24 Frey Stefan: Zwischen Eidgenossen und 
Österreich 
rung gegen Österreich.91 Das Gegenstück dazu war ein Nichtangriffspakt, den Sigmund I. und Ulrich 1485 mit Erzherzog Sigmund schlossen.92 Je mehr der Rhein im Laufe der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einer Grenze zwischen Eidgenossen- schaft und Habsburg wurde, desto schwieriger wurde das Halten einer Zwischenstellung. 1468 wollten die Eidgenossen, denen ein Brief zugespielt worden war, in dem der Churer Bischof Ortlieb von Brandis durch die Innsbrucker Kanzlei als «unser getrwen raut und diener» bezeichnet wurde – was durchaus zutraf –, von 
Ortlieb und den übrigen Brandisern wissen, «ob sy Aid- gnosen syent, ob Östericher».93 Als sich im Vorfeld des Schwaben- beziehungsweise Schweizerkriegs von 1499 die Lage zuspitzte, scheint Ludwig, der älteste Sohn von Ulrich, mit dem Gedanken gespielt zu haben, sich wie- der enger an Bern anzulehnen. Er zog bei Niklaus von Graffenried und weiteren Angehörigen der bernischen Führungsgruppe Erkundigungen ein, ob noch Angehö- rige des Geschlechts der Brandis im Berner Gebiet lebten (!) und ob den Brandisern dort noch Auslösungsrechte an Pfandschaften zustünden, da er gerne wieder in Bern wäre.94 Zu konkreten Bemühungen in Richtung einer Rückkehr nach Bern kam es aber offenbar nicht. Der Schwabenkrieg, bei dem sich Eidgenossen und Bündner einerseits und das Haus Habsburg mit dem Schwäbischen Bund als wichtigstem Verbündeten ande- rerseits gegenüberstanden, wurde für die Brandiser zur Katastrophe.95 Die Brandiser, die über Bündnisse mit beiden Seiten verbunden waren, gerieten zwischen die Fronten; ihr Herrschaftsgebiet wurde zur Kampfzone. Am 7. Februar 1499 besetzten schwäbische Truppen die St. Luzisteig und anschliessend, wohl in Absprache mit den Brandisern, die Stadt Maienfeld. Bereits am 11. Fe- bruar rückten die Bündner jedoch wieder gegen Maien- feld vor, nahmen die St. Luzisteig ein und plünderten Bal- zers. Am 12. Februar fügten eidgenössische und bündne- rische Kriegsknechte den schwäbischen Truppen in der Schlacht von Triesen eine schwere Niederlage zu. Lud- wig von Brandis, der sich auf die Burg Vaduz geflüchtet hatte, ergab sich, nachdem er vergebens versucht hatte, sein Land und seine Untertanen durch das Angebot einer Brandschatzungssumme von 20 000 Gulden vor Plünde- rung und Zerstörung zu bewahren, den Eidgenossen und wurde mit seinem Bruder Wolfgang gefangen gesetzt. Die Burg Vaduz wurde angezündet, die Dörfer Triesen, Vaduz, Schaan und Bendern geplündert. Die Untertanen mussten den Eidgenossen huldigen. Am 13. Februar ka- pitulierte Maienfeld vor den Bündnern. Sigmund II. und Thüring IV. von Brandis wurden gefangengenommen und ihrem Bruder, dem Churer Dompropst Johannes, gegen Ehrenwort übergeben. Bis zum Waffenstillstand am 25. August blieben die brandisischen Herrschaften Kriegsschauplatz. Vaduz und Schellenberg wurden wie- derholt verwüstet. In der Schlacht von Frastanz (20. April) kamen zahlreiche Walgauer ums Leben, darunter nicht weniger als 56 Walser aus der Herrschaft Blumenegg. 
ÜberfallvonschwäbischenLandsknechtenaufeinDorfwährenddes Schwaben-oderSchweizerkriegs1499;ausderLuzernerChronikdes DieboldSchilling.
	        

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