Volltext: Jahrbuch (2014) (113)

112 Kamber Peter: Fritz Rotters Jahre in Frankreich und sein Tod am 7. Oktober 1939 im elsässischen Colmar 
in der Hand des Mörders. Auch wenn er gesteht, dein guter Mann, selbst wenn er will, dass man ihn verurteilt, für dich als Anwalt ist er nicht 
schuldig.»23 Verhaftung wegen eines ungedeckten Checks   in der Höhe von 2000 Francs Erst von da an konnte sich Fritz Rotter in Frankreich frei bewegen. Albert Ullman, der Ehemann von Fritz Rotters ande- rer Schwester, Ella, war Arzt, und mit seinem Sohn Pe- ter, damals elf Jahre alt, suchte er 1936 um Aufnahme in den USA an. Ein Sprachexamen, das Voraussetzung für die ärztliche Zulassung war, hatte er anlässlich eines ersten Aufenthalts schon bestanden. Dank des Affidavits eines Onkels, der schon in New York lebte, gelang es, die erforderlichen Papiere zu bekommen. Peter Ullman, 
geboren am 17. Dezember 1925 in Berlin, erzählt, dass sein Vater noch einmal voraus fuhr, und er selbst seinen Onkel, Fritz Rotter, im Herbst 1936 mit seiner Mutter in Nizza besuchte, und sie Fritz Rotter dann noch einmal in Paris begegneten, ein paar Tage vor der eigenen Abfahrt nach Amerika, mit der «Berengaria».24 Es war das Jahr der Sommerolympiade in Berlin gewe- sen, und es ist nicht bekannt, ob Fritz Rotter oder seine jüngere Schwester Luzie Anstrengungen unternahm, ebenfalls nach Übersee zu gelangen – und dabei erfolg- los blieben –, oder ob Fritz Rotter vielleicht die Lage in Europa noch nicht so dramatisch einschätzte. Der Spa- nische Bürgerkrieg mit dem deutschen Luftwaffenein- satz hatte noch nicht begonnen – Guernica wurde am 26. April 1937 bombardiert. Es folgten 1938 das Münch- ner Abkommen und der Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei. 1938 kämpfte er allem Anschein nach mit grossen Geldproblemen. Wegen Ausgabe eines Checks ohne De- ckung – an einen Anwalt in Strassburg! – in der Höhe von 2000 französischen Francs wurde er am 18. Okto- ber 1938 Haftbefehl gegen ihn erlassen. Am 3. Februar 1939 verurteilte ihn das «Tribunal correctionnelle» in Strassburg in Abwesenheit zu sechs Monaten Gefäng- nis, mit besonderer Härte, weil er unentschuldigt nicht zur Verhandlung erschienen war.25 
Von da an wurde er wieder polizeilich gesucht. Die in London erscheinende Exil-Zeitschrift «Pem’s personal Bulletins» meldete am 25. Juli 1939 seine Verhaftung, «im Casino von Boulo- gne». Gemeint war vermutlich Boulogne-Billancourt bei Paris – wo es tatsächlich einen «Salle de spectacle» na- mens «Casino» mit Kino, Theater und Music-Hall 
gab. Die Dresdner Bank erfährt vom Tod Fritz Rotters Was dann geschah, blieb lange Zeit unbekannt. Die Dresdner Bank forschte 1940 ausstehenden Kredi- ten nach – in ihrem «Merkbuch» war das «Engage- ment Gebr. Rotter» mit einem Betrag von 1,3 Millionen Reichsmark verzeichnet, Sicherheiten nicht eingerech- net. Die Bank lud den ehemaligen Verwaltungsdirektor der Rotters vor, Ludwig Apel. Der war mit den Rotters auch verschwägert gewesen, hatte sich aber inzwischen, da nationalsozialistisch gesinnt, auf unschöne Weise von seiner Frau Marianne, einer Schwester von Gertrud Rot- 
Fritz Rotter.
	        

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