Volltext: Jahrbuch (2013) (112)

154Geiger Peter: Liechtensteiner Briefmarkenjahrhundert 1912 bis 2012: Spiegel der 
Zeit 
erweitern, doch dürften, jedenfalls für das 20. Jahrhundert, Parteizugehörigkeiten bewirken, dass die Erhebung von Personen in den Denkmal- und Briefmarken-adel auch in Zukunft nur sehr zurückhaltend geübt wird. Volksüberlieferungen, insbesondere Sagen, in denen Magisches erschauern lässt, lieferten beliebte Sujets. 
Louis Jäger gibt 1967 dem 
Malanser Schimmel gespenstische Ge- stalt (Abb. 20). 
Regina Marxer setzt 1997 die hilfsbereiten, aber scheuen 
Wildmannli samt Kuh ins Bild, für eine Europa-Marke. Und die jüngsten Sagenmarken sind am 17. August 2012 gedruckt worden, anlässlich des Gestal- tungswettbewerbs der Jubiläums-LIBA 2012: Der hilfreich drachentötende 
Riese von Guflina, die hartherzigen Drei Schwestern, die unheimliche 
Guschger Sennapoppa – letz- tere verweisend auf tödliche Sexspiele einsamer 
Älpler. Hilfswerke Hilfsaktionen und Hilfswerke sind Ausdruck des ab den 1950er Jahren wachsenden Wohl stands im Lande und des Bewusstseins, dass man davon Bedürftigen etwas abgeben soll. 
Georg Malin setzt 1963 unter dem Motto Kampf dem Hunger ein Stillleben mit Milch, Brot und Ähre, formal an Kubismus gemahnend, auf eine Marke. Entwicklungshilfe für arme Länder, meist ehemalige, eben unabhängig gewordene Kolonialgebiete, wird Thema und Verpflichtung. 
Josef Seger drückt dies 1967 mit Abb. 19: Europa, Georg Malin, 1963 (links). Abb. 20: Der Schimmel vom Malanser, Louis Jäger, 1967 (Mitte). Abb. 21: Fastenopfer, Ferdinand Gehr, 1986 
(rechts). 
ausgestellt 1958 an der Brüsseler Weltausstellung, künst- lerischen Ausdruck 
verliehen. Minnesang, Peter Kaiser, Malanser Schimmel Überhaupt 
Geschichte. Gerne griff man auf historische Themen zurück. Sie faszinierten und zeigten zugleich Verwurzelung in der Vergangenheit an. 1961 bis 1963 wurden die spätmittelalterlichen 
Minnesänger auf Mar- ken gesetzt, etliche mit Bezug zu Liechtenstein, so Hein- rich von Frauenberg, Ulrich von Liechtenstein, Ulrich von Gutenberg. Sie wirken selbst auf dem Stamp-Walk (Briefmarken-Spaziergang) auf dem Boden der Fussgän- gerzone im Vaduzer Städtle noch schön – und zeitlos ak- tuell mit dem Aufruf zu «mâze, zuht und triuwe». Der Historiker und Erzieher 
Peter Kaiser gilt in Liech- tenstein wegen seiner demo kratischen und ethischen Haltung als identitätsstiftend. 1964, 100 Jahre nach Kai- sers Tod, gestaltete 
Karl Bickel Kaisers Markenporträt (Abb. 18). Übrigens haben, abgesehen von den Fürsten, in Liechtenstein wenige Persönlichkeiten Denkmal- oder Markenstatus erlangt, so neben Peter Kaiser (Denkmal in Mauren und Briefmarke) der Musiker Josef Gabriel Rheinberger (Denkmal in Vaduz und Briefmarke 1939), der Chronist Johann Georg Helbert (Denkmal in Eschen) oder der Historiker Pfarrer Johann Baptist Büchel (Denk- mal in Balzers und Briefmarke 1967). Das mag sich künftig Kapitel_6_Geiger.indd   15411.06.13   15:48
	        

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