Volltext: Jahrbuch (2013) (112)

153 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 112, 
2013die 
Marke der 
romanischen Madonna (Abb. 17), die Sta- tue kann man heute im Landesmuseum bewundern. Die Markenrahmung ist stilistisch der Entstehungszeit nach- gestaltet, mit romanischem Flechtornament, welches Bickel auch für den Strahlenkranz mit derselben vier- fachen Strichart aufnimmt. Bickel gestaltete auch eine spätere, 
gotische Madonna, mit bewegten Verzierungen, vor gestirntem Himmel. Beiden gesellte er die Taube bei, Zeichen des göttlichen Geistes. Seit Ende der 1950er Jahre werden 
Weihnachtsmar- ken ausgegeben, so zuerst von 
Anton Frommelt ein Bild der 
Kapelle St. Mamertus in Triesen. Es folgen solche Jahr für Jahr. So 1962 mit dem Abbild der spätgotischen Pietà von Mauren, als Marke gestaltet von 
Martin Frommelt, oder 1972 unter Verwendung eines expressionistischen Werks des liechtensteinischen Künstlers 
Ferdinand Nigg oder 1978 mit der 
Glasmalerei von 1939 von Troyer in der Triesenberger Kirche; eines dieser Troyer-Fenster zeigt die Drei Könige, in romanisch nachempfundener Form mit Gebärdensprache der Hände – und mit Elefanten. Religiöse Motive finden immer den Weg auf die Brief- marke, sei es als Abbild sakraler Kunstwerke, sei es in Gestalt der 
Kirchenpatrone der Gemeinden (als Marken von 
Georg Malin 1967/68 gestaltet), sei es als 
Hinterglas- St. Wendelin 1974, als romanisches figürliches 
Kapitell aus der Kathedrale Chur zum Heiligen Jahr 1975, als barocke Dux-Muttergottes zum Besuch von Papst Johannes Paul II. 1978 oder als 
Nothelferin St. Margaretha 
2004. Europa 1960 kam die legendäre 
Europa-Marke mit Wabenmu- ster von 
Louis Jäger heraus. Dem Verfasser ist sie 2012 im Vaduzer Städtle vergrössert auf dem originellen Stamp- Walk begegnet, sie wirkte so frisch und aktuell wie je. Die Europamarke drückte die Hoffnung aus, dass fried- liche, produktive Kooperation allen nütze und dass das kleine Land daran teilhabe. 1963 gestaltete 
Georg Malin eine 
Europamarke (Abb. 19): Er griff symbolisch auf antike Fundamente zurück, klassische griechische Kapitele, Eu- ropa im Bau. Freilich, Kontinent und Welt waren ja noch in Ost und West geteilt, Berlin- und Kubakrise gerade knapp überstanden. Friedenshoffnung konnte man auf Marken ausdrücken, Atomkriegsangst nicht. Der letzte- ren hatte Malin indes mit seiner Skulptur «Atomkopf», 
Abb. 17: Marianisches Jahr, Thronende Muttergottes, Karl Bickel, 1954 (links). Abb. 18: Peter Kaiser 1793–1864, Karl Bickel, 1964 
(rechts). 
zuletzt unter 
Anton Frommelt, dem Landtagspräsidenten und Regierungsmitglied bis 1945. Frommelt zog sich 1945 aus der Regierung zurück und begann vermehrt zu malen. Er gestaltete 1953 
Pfadfinder-Marken. Sie zeigen den 
Fackelzug über den Fürstensteig am Staatsfeiertag sowie Baden Powell. Nun tauchten Sportmotive auf Briefmarken auf, be- zeichnenderweise zuerst 1954 zum 
Fussball. Die Marken des Schweizers Hans Erni von 1972 verraten zugleich Sporttechnisches: Der 
Klassisch-Langläufer (Abb. 16) würde heute den Arm nicht so weit vorhalten, dafür die Hüfte strecken. Und der 
Hochspringer zeigt die damals ef- fiziente Straddle-Technik, welche den alten Schersprung abgelöst hatte, aber später vom heute üblichen akroba- tischen Fosbury-Flop verdrängt wurde. Sport und Frei- zeit wurden für eine breitere Bevölkerung möglich und wichtiger, entsprechend wuchsen 
Vereine. Religion Religion, insbesondere 
Marien- und Heiligenverehrung, fand im traditionell katholischen Liechtenstein regel- mässig Ausdruck auf Briefmarken. Zugleich erkannte man, dass man im eigenen Land über wertvolle sakrale Kunst verfügt. Der Schweizer Künstler 
Karl Bickel schuf Kapitel_6_Geiger.indd   15311.06.13   15:48
	        

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