Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

68Arnegger Katharina: Vaduz und Schellenberg unter der Herrschaft der Reichsgrafen von Hohenems 
(1613–1699/1712) 
kommiss zugeordnet gewesen waren, veräussern oder zumindest belasten zu dürfen.35 Auf dieses Ansuchen antwortete der Kaiser mit einer Untersuchungskommis- sion, die unter der Leitung des Bischofs von Konstanz das Schuldenwesen der Hohenems untersuchen sollte.36 Franz Wilhelm I. von Hohenems starb 1662 und hin- terliess fünf unmündige Kinder, um deren Erziehung sich sein Bruder Karl Friedrich von Hohenems und der Halbbruder seiner Frau, Graf Ferdinand Bonaventura I. von Harrach37, kümmerten. Diese beiden mussten sich in den kommenden Jahren gemeinsam mit vielen Proble- men in der Kindererziehung beraten, wovon bis heute ein umfangreicher Briefwechsel Zeugnis 
gibt.38 Die Vormundschaft und Regierung der Grafen Karl Friedrich von Hohenems und Ferdinand Bonaventura I. von Harrach von 1662 bis 1675 Die Vormundschaft der Grafen Karl Friedrich von Ho- henems und Ferdinand Bonaventura I. von Harrach be- gann eigentlich erst 167039, denn bis zu ihrem Tod küm- merte sich Eleonora Katharina selbst um die Erziehung der Kinder. Ab 1670 wohnten ihre beiden Töchter Maria Franziska und Maria Anna bei Karl Friedrich im Palast in Hohenems. Die ersten finanziellen Probleme traten bei der bald anstehenden Hochzeit von Maria Franziska mit Ferdinand Leopold Franz Graf von Enckenvoirt (gest. 1710) am 29. September 1670 auf. Karl Friedrich benöti- gte für die Ausstattung der Nichte und die Hochzeitsfeier viel Geld. Gleichzeitig musste er sich um die Ausbildung der anderen Kinder kümmern. Während Maria Anna bald nach der Heirat ihrer Schwester zu dieser nach Wien übersiedelte, wurden Ferdinand Karl40 
und Jakob Hanni- bal III.41 nach Salzburg auf eine Ritterakademie geschickt, um in den Kavalierskünsten wie Reiten, Fechten, Spra- chen und Tanzen unterrichtet zu werden. Der jüngste Sohn, Franz Wilhelm II.42, 
kam als Edelknabe unter die Obhut von Graf Harrach nach Wien. Er wurde dort auf eine militärische Laufbahn vorbereitet und machte in der Erziehung offensichtlich die geringsten Probleme. Zwar konnte er wegen des Geldmangels nicht Malteserritter werden, aber scheinbar gelang es der Familie, ihn in einem Regiment unterzubringen. Auch an Jakob Hannibal III. hatte Karl Friedrich we- nig auszusetzen. Er wurde eine Zeitlang nach Italien 
seinem Tod eine eigene Kompanie, für die er den Abt von Pfäfers ersuchte, in Ragaz werben zu dürfen.32 Er sparte auch nicht an neuen Bauten. In seine Regierungszeit fallen kulturelle Stiftungen wie beispielsweise die Ausstattung der Kapelle «Unserer Liebe Frau» in Triesen.33 Sein Bruder Karl Friedrich von Hohenems hatte eben- falls mit vielen Schulden zu kämpfen. Es nützte auch nicht mehr, dass die Hohenems 1655 die Grafschaft Gallerate um 40’000 Gulden an die Familie Visconti verkauften.34 Deshalb baten Franz Wilhelm und Karl Friedrich bereits 1646 Kaiser Ferdinand III. um die Erlaubnis, bisher un- veräusserliche Güter, die dem hohenemsischen Fidei- Graf Franz Wilhelm II. von Hohenems. Kapitel_3_Arnegger.indd   6822.10.12   12:16
	        

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