Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

67 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Jahrbuch Band 111, 
2012 
Bezahlung über hundert Jahre alter Schulden ging.25 Viel Geld benötigten neben dem erwähnten Lebensstil auch die Erhaltung von Schloss Vaduz als wichtige Festung im Rheintal und der Renaissancepalast in Hohenems mit seinem Tier- und Lustgarten.26 Neben dem Dreissigjährigen Krieg gab es einen Paral- lelkonflikt, der sich ebenfalls auf die finanzielle Situation von Vaduz und Schellenberg auswirkte, den sogenann- ten Französisch-Spanischen Krieg (1635–1659), in wel- chem Spanien häufig nicht mehr in der Lage war, seinen Verbündeten die Subsidien zu bezahlen. Die Hohenems mussten nun diese Gelder dem spanischen König vor- strecken und die Einquartierung und Verpflegung der durchziehenden Truppen selbst bezahlen. Da Jakob Hannibal selbst nicht genug Geld hatte, nötigte er die Untertanen in Vaduz und Schellenberg, für Teile seiner Schulden in Graubünden und bei den Eidgenossen zu bürgen. Dieser finanzielle Abstieg der Familie Hohenems hatte zwar bereits in der Regierungszeit seines Vaters Graf Kaspar begonnen, als die Franzosen 1635 im Velt- lin einmarschierten und erstmals den Camino español unterbrachen27, setzte sich aber in den folgenden Jahren fort, bis die spanischen Subsidien nach dem Pyrenäen- frieden von 1659, durch den Spanien seine Hegemonial- stellung in Europa verlor, ganz 
ausblieben.28 Die Regierung des Grafen Franz Wilhelm I. von Hohenems von 1646 bis 1662 Graf Franz Wilhelm I. von Hohenems (1627–1662) war der zweite Sohn von Graf Jakob Hannibal II. aus dessen zweiter Ehe mit Franziska Katharina, geborene Fürstin von Hohenzollern-Hechingen. Als jüngerer Sohn erhielt er Vaduz und Schellenberg, während sein älterer Bruder Karl Friedrich (1622–1675)29 in Hohenems und Lustenau regierte. Er heiratet 1649 Eleonora Katharina, eine gebo- rene Landgräfin von Fürstenberg (gest. 1670).30 Aus die- ser Verbindung sind fünf Kinder überliefert. Ferdinand Karl Franz (1650–1686), Maria Franziska (1650–1705), Maria Anna (1652–1715), Jakob Hannibal III. Friedrich (1653–1730) und Franz Wilhelm II. (1654–1691).31 Unter seiner Regierung waren hohe Belastungen für Land und Leute bereits massiv geworden. Obwohl die Einkünfte aus dem Camino español immer weniger wur- den und ab 1659 ganz ausblieben, unterhielt er noch bis zu 
18  Fideikommiss, errichtet durch Kaspar von Hohenems, beglaubigt durch Kaiser Ferdinand II., Kop., Wien 1626 September 12, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Rec. 261/10, fol. 85r–95v, hier fol. 86v. 19  Vgl. Gabriele Tschallener: Vorarlberg zur Zeit des Dreissigjäh- rigen Krieges, in: Vorarlberger Chronik. Hrsg. vom Land Vor- arlberg. URL: http://www.vorarlberg.at/chronik/ (konsultiert am 15. Mai 2012). 20  Heiratsbrief Jakob Hannibals II. von Hohenems mit Anna Sido- nia, Herzogin von Teschen, Kop., Teschen 1616 Juni 30, ÖStA, Allgemeines Verwaltungsarchiv [AVA], Gräflich Harrach’sches Familienarchiv [GHFA] 788, unfol. 21 Welti, Kaspar, S. 161. 22  Diese Dokumente befinden sich im SL-HA, aber derzeit gibt es noch keine Signatur. 23  Dokumente betreffend die Schulden des Grafen Jakob Hannibal II. von Hohenems 1624–1652, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Rec. 261/1, fol. 111r–198v. 24  Anonymer Bericht an die kaiserliche Hofkanzlei über die Entste- hung der hohenemsischen Schulden, Konzept [Konz.] o.O. 1710 April 1, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia. Den. Rec. 264/1, fol. 248r– 252v. 25  Vgl. im Allgemeinen den Bestand im ÖStA, HHStA, RHR, Judicia- lia, Den. Rec. 260–270. 26  Spezifikation, Kop. o. O. 1688 April 8, ÖStA, HHStA, RHR, Judi- cialia, Den. Rec. 262./1, fol. 114r–115v. 27  Hildegard Ernst: Madrid und Wien, 1632–1637. Politik und Fi- nanzen in den Beziehungen zwischen Philipp IV. und Ferdinand II. Münster, 1991 (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erfor- schung der Neueren Geschichte 18), S. 133. 28  Bitte und Bericht von Christoph Anger vom Vaduzer Gericht im Namen der Untertanen von Vaduz und Schellenberg an den Kai- ser um speziellen Schutz durch die kaiserliche Kommission vor Graf Ferdinand Karl Franz von Hohenems, Ausfertigung [Ausf.] o. O. 1684 Januar 10, ÖStA, HHStA, RHR, Judicialia, Den. Antiqua [Ant.] 96/1, fol. 53r–57v. Darin erzählen die Vertreter der Un- tertanen von Vaduz und Schellenberg, wie, wann und wodurch die Verschuldung der beiden Herrschaften begonnen hatte. Aus diesen Berichten geht auch hervor, dass die Bevölkerung noch am Anfang des 18. Jahrhunderts die Schulden, die im Mantuanischen Erbfolgekrieg (1628–1631) aufgenommen worden waren, abzahlte. 29  Karl Friedrich Graf von Hohenems zu Hohenems (11. Novem- ber 1622–20. Oktober 1675) war mit Cornelia Lucia (gest. 1675), Tochter des Peter Duca di Altemps verheiratet. Kinder: Maria Claudia (1646–1694), Franz Karl Anton (1650–1713), Anton Josef (1652–1674), Domherr in Konstanz, und Maria Katharina (1653– 1699). Vgl. Bergmann, Reichsgrafen, S. 111; Wurzbach, Bd. 9, S. 189, Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal- lexicon aller Wissenschaften und Künste. Bd. 13: Hi–Hz. Leipzig, 1739, S. 525. 30  Eleonora Katharina war eine Halbschwester von Graf Ferdinand Bonaventura I. von Harrach (1637–1706), weil ihre Mutter Lavinia Gonzaga Gräfin von Novellara in erster Ehe mit Wratislav Graf von Fürstenberg und in zweiter Ehe mit Otto Friedrich Graf von Harrach verheiratet war. Vgl. Stammbaum der Hohenems im Fa- milienarchiv Harrach, Konz., o. O. o. D., ÖStA, AVA, GHFA 26/5, unfol. 31 Bergmann, Reichsgrafen, S. 111; Wurzbach, Bd. 9, S. 189. Kapitel_3_Arnegger.indd   6722.10.12   12:16
	        

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