Volltext: Jahrbuch (2012) (111)

28Frommelt Fabian: Der Kauf der Grafschaft Vaduz am 22. Februar 
1712 
gen einvernahm, sagte auch Basil Hoop gegen den Gra- fen aus und kritisierte u.a. die schlechte Verwaltung der gräflichen Beamten: nicht einmal über Einnahmen und Ausgaben werde Rechnung geführt.78 Wenig später, im März 1684, wurde Graf Ferdinand Karl abgesetzt und eine kaiserliche Zwangsverwaltung über Vaduz und Schellen- berg unter Leitung Rupert von Bodmans eingerichtet. 1688 gelang es den Landschaften, den für sie gün- stigen Steuervertrag von 1614 zu erneuern:79 Sie mussten weiterhin nur den sogenannten Schnitz zahlen, während der Graf alle Reichs- und Kreislasten trug. Landammann Basil Hoop unterzeichnete und siegelte diesen Vertrag, der allerdings nur acht Jahre hielt. Denn vom Dezember 1696 bis Februar 1697 verhan- delten die Subdelegierten der kaiserlichen Kommission in Feldkirch mit allen Gläubigern über Schuldennach- lässe,80 auch mit den Bevollmächtigten der Landschaften, unter denen sich Alt-Landammann Basil Hoop befand. Mit grosser Mühe kam am 29. Dezember 1696 ein Ab- kommen zustande, welches die Verträge von 1614 und 1688 umstiess:81 Graf Jakob Hannibal verpflichtete sich, Schulden in Höhe von 44’731 Gulden und 24 Kreuzern abzubezahlen, für welche die Untertanen gebürgt hat- ten. Jedoch wurde der Schnitz abgeschafft und die Un- tertanen mussten inskünftig die Reichs- und Kreislasten übernehmen. Zu den Unterzeichnern dieses für die Un- tertanen ungünstigen Vertrags gehörte wiederum Basil Hoop. 1707 wurde Basil Hoop gedrängt, das Landammann- amt noch einmal zu übernehmen. Widerwillig sagte er zu, reichte aber schon im Mai 1708 sein Rücktrittsgesuch ein: Er sei alt und müde, zudem werde ihm von seinen Gegnern vorgeworfen, bei seinen Reisen nach Wien die Landschaftsinteressen schlecht vertreten zu haben.82 Auch Hoop, der dann noch bis ins Frühjahr 1709 im Amt blieb, war also mehrmals in Landschaftsangelegenheiten in Wien gewesen. Und offensichtlich hatte er Anhänger und Gegner, die Bevölkerung scheint in Parteien geteilt. Erneut trat Basil Hoop im Jahr des Verkaufs von Va- duz 1712 in Erscheinung, nämlich am 9. Juni, bei der Huldigung an den neuen Landesherrn, Fürst Johann Adam von Liechtenstein. Der Ablauf der Huldigung sei kurz geschildert: Einige Tage vor der Huldigung reiste Jodok von Blö- megen von Kempten nach Feldkirch. Blömegen war Kanzler und Geheimrat des kaiserlichen Administrators 
Schuldbürgschaften gegeben hatte, nicht erfülle. Die ver- sammelten Untertanen beschlossen, Landammann und Gericht die Vollmacht zu geben, an «höcheren orthen» – gemeint war beim Kaiser – gegen den Grafen vorzu- gehen und alles Nötige vorzukehren, um ihre Rechte durchzusetzen.75 So war Basil Hoop eine, wenn nicht die treibende Kraft im Vorgehen der Landschaften gegen ih- ren Landesherrn Ferdinand Karl. In der Folge wurde eine Bittschrift an Kaiser Leopold ausgearbeitet. Die Beschwerden betrafen die Steuern, die Kreditbürgschaften und Schadloshaltungen, aber auch Frondienste, Zwangsrekrutierungen und Verstösse ge- gen das Landammann-Wahlrecht der Untertanen. Sie müssten, klagten die Untertanen, wenn sie von «solchen trangsahlen und ellend durch ewr kaÿserliche maÿestät rechtliche hilffe nicht befreÿet werden sollten, [ihre] arme hütten verlassen und mit dem bettelstab weiters gehen». Diese Bittschrift wurde vom Gerichtsmann Chri- stoph Anger aus Schaan und dem Eschnerberger Adam Müssner als landschaftlichen Gesandten nach Wien ge- bracht und dort im Januar 1684 beim Reichshofrat ein- gereicht.76 Noch im Januar setzte Kaiser Leopold eine Untersu- chungskommission unter Leitung des Kemptener Fürst- abts Rupert von Bodman ein.77 Als diese in Vaduz Zeu- Das ehemalige Gasthaus «Hirschen» in Balzers, in dem Basil Hoop ab 1674 als Wirt tätig war. Das später als «Tappeiner-Haus» be- zeichnete Gebäude stand in der Mitte des Dorfes an der Landstrasse zwischen dem Kaufhaus und dem Wirtshaus «Engel». Es wurde 1964 abgerissen. Kapitel_1_Frommelt.indd   2822.10.12   13:20
	        

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